Die Erdbeersaison läuft in ganz Deutschland auf Hochtouren. Während die Ernte in den Erdbeertunneln im Süden und Westen bereits erfolgreich abgeschlossen wurde und mit guten Qualitäten sowie durchschnittlichen Erntemengen überzeugen konnte, neigt sich die Tunnelernte in anderen Regionen dem Ende zu. Zeitgleich haben die Betriebe deutschlandweit mit der Freilandernte begonnen, so der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e.V. (VSSE).

Die ungewöhnlich hohen Niederschlagsmengen der vergangenen 14 Tage machen die Erdbeerernte besonders im Süden und in der Mitte Deutschlands zu einer großen Herausforderung. In Norddeutschland waren die Witterungsbedingungen und damit auch die Erntebedingungen besser, aber auch dort gab es immer wieder Schauer und die Blätter und Früchte blieben länger feucht, so dass es auch hier zu Problemen mit den Fruchtqualitäten kam.

Erdbeeren

drei Erdbeeren

Image: VSSE/J. Roesner

„Der geschützte Anbau in Erdbeertunneln hat die Ernte in dieser Saison gerettet. Während die Ernte in den Tunneln gut verlaufen ist, stellt die Freilandernte in diesem Jahr die Anbauer in Süddeutschland auf eine harte Probe. Aktuell versuchen die Erdbeererzeuger ihre Anlagen vor allem vor Fäulnis zu schützen, indem sie so genannte Hygienepflücken durchführen. Unter diesen Bedingungen sind die Preise unter das Vorjahresniveau gefallen. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, Erdbeeren zu kaufen um selber Marmelade einzukochen“, erklärt Simon Schumacher, Vorstandssprecher des VSSE.

Hohe Niederschläge machen Erzeugern in Süddeutschland zu schaffen

In Bayern sei aufgrund der Überschwemmungen und starken Niederschlägen landunter. Auch in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen haben die Erdbeeranlagen stark unter den lang andauernden, starken Niederschlägen gelitten. Unter diesen Bedingungen sei die Freilandernte mehr als schwierig. In zehn Tagen könne die Situation wieder anders und besser aussehen. Dies hänge sehr von der Witterung ab.

„Der Regen hat große Schäden angerichtet. Es ist ein Wahnsinnskraftakt für die Betriebe, die Erdbeerbestände weiter zu beernten. Oft müssen mehr Früchte während der Ernte aussortiert werden, als gesunde Früchte vermarktet werden können. Die Qualität hat gelitten, aber die Erzeuger bemühen sich, diese wieder in den Griff zu bekommen. Aktuell läuft die Erdbeerernte auf kleiner Flamme weiter, denn große vermarktbare Erdbeermengen gibt es nicht mehr“, erklärt Christof Steegmüller, Erdbeeranbauberater für Süddeutschland.

„Bedingt durch die massiven Niederschläge und die Staunässe besteht ein hoher Pilzdruck in den Anlagen. Die Pflückleistung sinkt, und die Qualität ist nicht optimal. Bisher weiß ich von keinem Betrieb, der in dieser schwierigen Situation aufhört. Wenn die Betriebe dranbleiben, wird das unter trockeneren Bedingungen wieder besser“, führt Katrin Hetebrügge, Erdbeeranbauberaterin in Hessen aus.

Norddeutschland steht kurz vor Beginn der Hauptsaison

„Wir im Norden sind es gewohnt, dass die Freilandernte nicht immer optimal startet. In den letzten zehn Tagen hatten wir Preisdruck durch viel Ware und Qualitätsschwierigkeiten, aber wenn es nun trocken und nicht zu heiß wird, dann kann diese Erdbeersaison noch etwas werden. Wir sind in diesem Jahr früher dran und gehen jetzt auf die Haupternte zu. Wir gehen davon aus, dass es auch im Sommer eine gute Ernte für unsere remontierenden Sorten, Spätsorten und zweiten Anbausätze an Erdbeeren gibt“, Tilman Keller, Erdbeeranbauberater für Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Heimischen Erdbeeren preislich unter Vorjahresniveau

Nach der anfänglichen leichten Preissteigerung von 2 % bis 7 % im Vergleich zum Vorjahr, fiel der durchschnittliche Verbraucherpreis für Erdbeeren laut AMI-Verbraucherpreisspiegel über alle Einkaufsstätten hinweg in Deutschland aufgrund des Nachfragerückgangs nach den Pfingsten um bis zu 18 %.

„Die Vermarktung von Erdbeeren war bisher ganz in Ordnung. Es gab wenig Konkurrenzdruck durch Ware aus dem Ausland. Im Freiland gab es ein paar neue aromatische Sorten wie ‚Verdi‘, die sich gut etabliert haben. Die Preise waren in der Direktvermarktung recht stabil, es gab aber auch so gut wie keine Übermengen in Süddeutschland“, resümiert Christian Wach, Erdbeeranbauberater für Süddeutschland.

Selbstpflücke nach wie vor ein Trend

Mit der Corona-Pandemie erhielt die Erdbeer-Selbstpflücke einen neuen Aufschwung, der sich ungebrochen hält. Viele Betriebe bieten Erdbeerfans die Möglichkeit, ihre Erdbeeren auf den Feldern selbst zu pflücken. Aufgrund der günstigeren Preise und der erforderlichen Mengen biete sich die Selbstpflücke vor allem für das Kochen von Erdbeerkonfitüre an. Die Nachfrage war in diesem Jahr so groß, dass immer wieder Felder frühzeitig geschlossen werden mussten, da sie leer gepflückt waren, aber auch Tag mit hohen Niederschlägen bremsten die Selbstpflücke aus.