(v.l.) Gerhard Eberhöfer, Organic Product Manager, und Fabio Zanesco, VIP Sales Manager Foto: VIP

(v.l.) Gerhard Eberhöfer, Organic Product Manager, und Fabio Zanesco, VIP Sales Manager Foto: VIP

Der Verkauf der Äpfel aus dem Vinschgau erfolgt gemäß den Erwartungen und dem Abbauplan von VIP, dem Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse. Im Herbst 2021 wurden im Vinschgau rund 340.000 t Äpfel, einschließlich 50.000 t Bio-Äpfel, geerntet. Zum 1. März 2022 befinden sich davon noch rund 60 % in den Kühlzellen von VIP, so der Verband.

Im Hauptabsatzmarkt Italien ist die Nachfrage nach Äpfel bis zur Verfügbarkeit des ersten Sommerobstes groß. Gleichzeitig gehen in Europa die lokalen Produktionen zur Neige und die Händler sind bereit, ihre Regale mit Vinschger Äpfel zu füllen. Laut Fabio Zanesco, Vertriebsleiter von VIP, und Gerhard Eberhöfer, Verkaufsleiter BIO, ist auch für die zweite Hälfte der Verkaufssaison vorsichtiger Optimismus angebracht. VIP kann die Nachfrage in Italien und im Ausland bis zum Eintreffen der Ernte 2022 bedienen.

„Bei den mittelgroßen bis großen Fruchtgrößen und guten Qualitäten ist die Situation ausgeglichen: Die Nachfrage ist gut und wir sind zuversichtlich, den Markt kontinuierlich beliefern zu können. Außerdem profitieren wir von den logistischen Problemen bei den Containertransporten aus der Südhalbkugel, in Kombination mit den gestiegenen Frachtkosten und den ungewissen Transitzeiten. Aufgrund dieser Rahmenbedingungen bevorzugen die Händler Äpfel aus Europa, und diese Chance wollen wir nutzen. Zugleich erschweren diese Logistikprobleme auch uns den Export in außereuropäische Länder, das ist die andere Seite der Medaille“, erklärt Zanesco.
Bei den mittleren-kleinen Fruchtgrößen und minderen Qualitäten sei die Verkaufslage komplexer, besonders bei den traditionellen Sorten Golden und Red Delicious, aber nicht nur. „Hier besteht eine natürliche Überproduktion in Europa mit nahezu gesättigten Absatzkanälen. Die Anzahl der europäischen Länder, die diese Produktart bevorzugt, ist begrenzt. Außerhalb dieser Absatzkanäle ist der Verkauf allerdings sehr schwierig“, erläutert Zanesco. Je nach Anbauzone und Sorte macht diese Produktkategorie einen beträchtlichen Anteil an der Gesamtproduktion im Vinschgau aus. Das wirkt sich negativ auf das wirtschaftliche Endergebnis für die Produzenten aus.

Das wirtschaftliche Ergebnis wird derzeit zudem von den stark steigenden Kosten beeinflusst. Der Druck auf die gesamte Produktionskette ist groß, von der Energie und Verpackung bis hin zur Logistik und den Lohnkosten. „Die Produzenten werden die derzeitige Kostenexplosion nicht alleine auffangen können. Ohne eine gemeinsame Lösung, bei der ein Teil der Kosten auf die gesamte Wertschöpfungskette aufgeteilt wird, ist die Situation für die Produzenten nicht tragbar und alles andere als wirtschaftlich nachhaltig“, erläutert Fabio Zanesco. Beim Verkauf der Bio-Äpfel erweisen sich ebenso die Sorten Golden und Red Delicious am problematischsten.
Fabio Zanesco: 'Die Segmentierung des Marktes darf nicht nur nach Sorten, sondern auch nach Qualitäten erfolgen. Die Auswahl der zweiten Kategorie sollte rein auf ästhetische Mängel beruhen. Dadurch könnte man alle Preisniveaus bedienen und beim konventionellen Anbau das Konzept 'Nicht makellos schön, aber gut' in den Vordergrund stellen. Wir können und müssen einen guten Apfel für alle in jedem Preissegment anbieten.' Gerhard Eberhöfer ergänzt: „In Zukunft müssen wir unser Sortenportfolio den Marktanforderungen anpassen. Wir müssen berücksichtigen, dass sich aufgrund der EU-Strategien Farm to Fork und Biostrategy immer mehr Anbaugebiete der biologischen Produktion widmen werden und damit zu unseren Mitbewerbern werden. Wir müssen den Konsum von biologischen Äpfeln fördern.”