Am Messestand des Versuchszentrums Laimburg auf der Interpoma erhielten die Besucher Einblick in die angewandte Forschung rund um den Apfel. Im Rahmen der „Interpoma Tours“ konnten Interessierte die digitale Obstwiese „LIDO - Laimburg Integrated Digital Orchard“ vor Ort in Pfatten erleben.
Beim „Interpoma Congress“ standen neue Züchtungstechnologien und die digitale Revolution im Apfelanbau im Mittelpunkt.
Der Direktor des Versuchszentrums Laimburg, Michael Oberhuber, zeigte sich zufrieden: „Die Interpoma 2024 war ein voller Erfolg: Am Messestand gaben wir zahlreichen Besuchern Einblicke in unsere Forschungsprojekte und Tätigkeiten, wie bspw. die Regulierung der Marmorierten Baumwanze mithilfe der Samurai-Wespe, einem natürlichen Gegenspieler, eine Sortenausstellung mit Verkostung, die Präsentation des am Versuchszentrums entwickelten Blattsensors ‚FylloClip‘ zur Messung von Trockenstress sowie die Verarbeitung von Äpfeln zu Cider. Außerdem konnten Interessierte im Rahmen der ‚Interpoma Tours‘ unsere digitale Obstwiese ‚LIDO - Laimburg Integrated Digital Orchard‘ in Pfatten besuchen, Versuche zu neuen Anbausystemen beim Apfel besichtigen und sich über neue Trends in der Obstlagerung informieren.“
Ein weiteres Highlight war die Gründung der länderübergreifenden „Allianz für Obst-, Wein- & Gemüsebau“ zur Stärkung der Forschung, Aus- und Weiterbildung in diesen Sektoren im Rahmen einer Pressekonferenz am 21. November. Zudem wurde am Messestand des Versuchszentrums das Buch „Von Bäumen & Früchten” vorgestellt, herausgegeben vom Bund Südtiroler Baumschulen und verfasst in Zusammenarbeit mit Forscherinnen und Forschern des Versuchszentrums Laimburg.
Interpoma Congress: Genetische Evolution und Digitale Revolution
Der angeschlossene internationale Kongress beleuchtet mit namhaften Expertinnen und Experten zukunftsweisende Themen der Apfelwirtschaft. Der erste Kongresstag widmete sich dem Thema „Genetische Evolution – Neue Züchtungstechnologien“. Im Fokus stand u.a. die „Gen-Schere“ CRISPR/Cas, die vor mehr als zehn Jahren entdeckt wurde. Dieses natürlich vorkommende System ermöglicht punktgenaue Veränderungen der Erbinformationen, fällt aber in der EU derzeit gesetzlich noch in die Kategorie „Gentechnik”. Dies könnte sich in Zukunft jedoch ändern. Thomas Letschka, Leiter des Instituts für Agrikulturchemie und Lebensmittelqualität am Versuchszentrum Laimburg, moderierte den Vormittag und hob die Bedeutung innovativer Züchtung hervor: „Innovative Züchtungstechnologien wie die ‚Gen-Schere‘ CRISPR/Cas eröffnen neue Wege für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Landwirtschaft. Die Züchtung resistenter und robuster Kulturpflanzen kann beispielsweise Pflanzenschutzmaßnahmen reduzieren, die Flächeneffizienz steigern und Ertragsausfälle etwa aufgrund von Dürre minimieren. Unser Ziel muss es sein, das Potenzial neuer Züchtungsmethoden zu nutzen, aber die damit verbundenen Risiken und Ängste ernst zu nehmen“, so Letschka.
Der zweite Kongresstag stand unter dem Motto „Digitale Revolution: Die Apfelwiesen der Zukunft“ und beleuchtete, wie innovative Technologien den Apfelanbau transformieren können. Walter Guerra, Leiter des Instituts für Obst- und Weinbau am Versuchszentrum Laimburg und Koordinator des Interpoma Congress, stellte in seinem Vortrag konkrete Ansätze zur Ressourcenoptimierung im Apfelanbau vor. „Durch die Integration von Sensoren und die systematische Erhebung von Daten schaffen wir Grundlagen für eine präzise und nachhaltige Nutzung von Ressourcen, die langfristig zur Effizienzsteigerung im Anbau beitragen. Die Digitalisierung gibt uns Werkzeuge in die Hand, die nicht nur den Apfelanbau zukunftsfähiger gestalten, sondern auch die Umwelt entlasten. Bodenfeuchtesensoren, Dendrometer und Computer Vision-Systeme sind nur einige Beispiele einer breiten Palette an verschiedenen Technologien“, erklärte Guerra.
LIDO: Apfelwiese der Zukunft am Versuchszentrum Laimburg
Eine von neun Stationen der „Interpoma Tours” führte die Teilnehmenden zur digitalen Obstwiese „LIDO - Laimburg Integrated Digital Orchard” am Versuchszentrum Laimburg in Pfatten. LIDO ist ein digitales Freilandlabor, das Unternehmen, Start-ups und Forschungseinrichtungen die Möglichkeit bietet, Sensoren, Roboter und Prototypen für die Landwirtschaft der Zukunft zu testen, zu validieren und zu entwickeln. Zu den getesteten Innovationen gehören automatische Bewässerungs- und Düngesysteme, Sensoren und fortschrittliche Prognosemodelle. Eine stationäre Applikationsanlage für Pflanzenschutzmittel ermöglicht eine zeitgerechte Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln und eine gezielte, umweltschonende Bekämpfung von Krankheitserregern und Schädlingen. Auch neue Entwicklungen bei Anbausystemen wurden vor Ort vorgestellt. Eine Besichtigung des Versuchslagerhauses bot den Teilnehmenden Einblicke in die Forschungsarbeit zur Lagerung und Nacherntebiologie.
Buchvorstellung „Von Bäumen & Früchten“
Am 23. November fand am Messestand des Versuchszentrums Laimburg die Präsentation des Buches „Von Bäumen & Früchten“ des Bundes Südtiroler Baumschulen statt. Das neue Buch umfasst zwölf Beiträge von Südtiroler Expertinnen und Experten aus den Bereichen Landwirtschaft und Baumschulwesen. Zu den Autorinnen und Autoren gehören die Forschenden des Versuchszentrums Laimburg Irene Höller, Christian Andergassen und Walter Guerra sowie Hermann Mantinger und Reinhold Stainer, beide ehemalige Forscher am Versuchszentrum. Auch der Landesrat für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Tourismus, Luis Walcher, war anwesend und hob die Bedeutung der Südtiroler Baumschulen hervor: „Südtirol exportiert Äpfel auf mehr als fünfzig Weltmärkte und deckt zehn Prozent der gesamten europäischen Apfelproduktion ab. Es ist daher unerlässlich, mit den Innovationen im Baumschulwesen Schritt zu halten, ohne dabei die Ursprünge dieser Praxis zu vergessen. Dieses Buch gibt einen interessanten Überblick über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunftsvisionen des Baumschulwesens in Südtirol.“