Experten aus der Obstbranche und Landwirtschaftsvertretungen tauschten sich über die neuesten Entwicklungen und Herausforderungen bei der Obstlagerung aus. Die Themenpalette reichte von neuen Strategien zur Vorbeugung von Nachernte-Krankheiten bis hin zum optimalen Management neuer Apfelsorten.
Bis zu einem Viertel der geernteten Äpfel kann vom Krankheitsbild „Gewöhnliche Schalenbräune“ betroffen sein, so das Versuchszentrum Laimburg. In der Nacherntezeit hingegen hat in den vergangenen Jahren vor allem der von Pilzen hervorgerufene „Rußtau“ deutlich zugenommen. Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich die Forschung am Versuchszentrum Laimburg mit der Lagerung von Äpfeln, um sofort in die Praxis übertragbare Lösungen zur Eindämmung physiologischer und pathologischer Schäden zu finden.
Die Arbeitsgruppe „Lagerung und Nacherntebiologie“ des Versuchszentrums Laimburg bringt jedes Jahr die maßgeblichen Akteure der Obstwirtschaft zur traditionellen Lagerungstagung zusammen, die in diesem Jahr bereits zum 24. Mal stattgefunden hat. Im Rahmen der Veranstaltung präsentierten die Forscherinnen und Forscher des Versuchszentrums Laimburg sowie internationale Gäste die neuesten Erkenntnisse ihrer Forschung sowie bewährte Praxisbeispiele. In den Diskussionen wurden wesentliche Themen zur Verbesserung der heimischen Obstlagerung behandelt, darunter die Prävention und Bekämpfung von Nacherntekrankheiten wie dem „Rußtau“ und der „Gewöhnlichen Schalenbräune“. Ein weiterer Fokus lag auf der Entwicklung von Empfehlungen zum Management neuer Apfelsorten.
„Diese Fachtagung ist eine wichtige Gelegenheit für uns Forscherinnen und Forscher, die gewonnenen Erkenntnisse an die lokale Praxis weiterzugeben und zugleich unser Netzwerk mit anderen Forschungsinstituten zu stärken”, betonte Angelo Zanella, Organisator der Lagerungstagung und Leiter der Arbeitsgruppe „Lagerung und Nacherntebiologie“ am Versuchszentrum Laimburg.
„Innovationen im Bereich der Apfellagerung sind entscheidend, um die heimische Landwirtschaft zu unterstützen und qualitativ hochwertige Produkte für die Verbraucherinnen und Verbraucher zu gewährleisten. Die Lagerungstagung des Versuchszentrums Laimburg ist eine wertvolle Gelegenheit, Erfahrungen und Wissen auszutauschen und gemeinsame Lösungen für die Herausforderungen des Sektors zu finden”, so der Landesrat für Landwirtschaft, Arnold Schuler.
Wissenschaftliche Studien zur Vorbeugung von „Rußtau“
Pilzkrankheiten, die durch sogenannte Epiphyten verursacht werden, bereiten den Landwirtinnen und Landwirten zunehmend Sorgen. Epiphyten sind Pilze, die auf der Oberfläche von Pflanzen wachsen, ohne das Pflanzengewebe selbst zu schädigen. Auf der Oberfläche der befallenen Äpfel bilden sie jedoch einen schwarzen, rußigen Belag, der während der Lagerung zu schweren Schäden führt, die Qualität der Äpfel beeinträchtig und deren Vermarktung erschwert.
Angelo Zanella, Leiter der Arbeitsgruppe „Lagerung und Nacherntebiologie“ am Versuchszentrum Laimburg, stellte die Faktoren vor, die die Entwicklung von Rußtau in der Nacherntephase beeinflussen. Dazu gehören Aspekte wie z.B. ein fortgeschrittenes Reifestadium der Früchte, die relative Luftfeuchtigkeit bei der Lagerung sowie Veränderungen in der Luftzusammensetzung und -ionisierung in der Kühlzelle. Die gewonnenen Erkenntnisse dienen als Grundlage für die Entwicklung wirksamer Maßnahmen entlang der gesamten Produktionskette, um die Entwicklung von Epiphyten zu verhindern und die Haltbarkeit der Äpfel zu verbessern.
Einen weiteren interessanten Beitrag zum Thema lieferten Rajko Vidrih und Klemen Bohinc von der Universität Ljubljana (Slowenien). Sie beleuchteten die Bedeutung der Schalenbeschaffenheit von Äpfeln für den Befall mit Epiphyten und die Wechselwirkung mit der Fäulnisentwicklung. Studien haben gezeigt, dass die Oberflächeneigenschaften von Äpfeln eine Schlüsselrolle bei der Interaktion mit Mikroorganismen spielen. Außerdem scheint die Bestrahlung mit blauem LED-Licht die Widerstandsfähigkeit von Äpfeln gegen Pilzbefall während der Lagerung zu verbessern.
Verhinderung der „Gewöhnlichen Schalenbräune“: Neue Erkenntnisse und Forschungsansätze
Die „Gewöhnliche Schalenbräune“, ein häufig auftretendes physiologisches Schadbild, könnte ein Viertel der in Südtirol gelagerten Äpfel betreffen. Stefan Stürz von der Arbeitsgruppe „Lagerung und Nacherntebiologie“ am Versuchszentrum Laimburg präsentierte einen Ansatz zur Vermeidung dieses Krankheitsbilds: Die Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) könnte eine effektive Methode zur zerstörungsfreien Vorhersage der „Gewöhnlichen Schalenbräune“ sein. Die Ergebnisse der Forschung könnten die Haltbarkeit von Äpfeln erheblich verbessern und die Qualität der Ernte steigern.
Alessandro Bonora von der Universität Bologna stellte seine Forschungen zur „Gewöhnlichen Schalenbräune“ bei Abate Fétel-Birnen vor. Seine Studien haben gezeigt, dass das Auftreten einiger physiopathologischer Fruchtstörungen durch verschiedene Stressfaktoren im Feld beeinflusst wird. Dazu gehören unter anderem ein falsches Management der Produktionsmengen, ein Ungleichgewicht zwischen Frucht- und Triebwachstum, unzureichende Bodenbewirtschaftung und vorzeitige Ernten, die zu einer verminderten Anreicherung von Antioxidantien auf der Schale führen können. Der Einsatz fortgeschrittener Algorithmen könnte dazu beitragen, genaue Vorhersagemodelle und Leitlinien zu entwickeln, um das Risiko solcher Schäden zu verringern. Dieser Ansatz könnte auf andere Obstsorten wie Äpfel und Kiwi ausgeweitet oder mit anderen Technologien und Behandlungen zur Lagerung von Obst kombiniert werden.