Der „Schönheitswahn“ macht auch vor dem Obst- und Gemüseregal nicht Halt. Das Umweltbundesamt (UBA) und die Verbraucherzentralen haben den Handel jetzt dazu aufgefordert, in Zukunft auf mehr Natürlichkeit in den O+G-Abteilungen zu setzten, da das O+G nach Modelmaßen Umwelt und Klima belastet, so Anne Biewald vom UBA.
Die Verbraucherzentrale haben in einem Marktcheck in 25 Supermärkten untersucht, wie streng die Vorgaben im LEH sind. „Dabei kam heraus, dass Kohlrabi und Radieschen fast immer mit Blättern verkauft werden und dass nur ein Viertel der Äpfel und nur 18 % der Möhren in Klasse II, also in der Klasse, die auch verschiedene Größen und optische Makel erlaubt, angeboten wurden', sagte Biewald. Deshalb wurden nun drei Forderungen entwickelt: Der Handel soll bei Obst und Gemüse in Zukunft auf Vorgaben in Bezug auf Größe, Gewicht oder Aussehen verzichten und die Erzeugnisse so anbieten, wie sie gewachsen sind. Dabei sollten insbesondere die Spielräume der Vermarktungsnormen ausgeschöpft werden. Obst und Gemüse soll nicht nur in Klasse I oder extra verkauft werden, sondern vorwiegend in Klasse II. Die zweite Empfehlung bezieht sich auf die Vermarktung nach Gewicht statt nach Stück. Würden Blumenkohl Kohlrabi und Co. nach Gewicht verkauft und nicht nach Stück, könnte der Handel seine Vorgaben auf die Größe lockern, weil die Verbraucherinnen und Verbraucher natürlich das Gemüse in jeder Größe kaufen würden, erklärt Anne Biewald. Die letzte Empfehlung beziehe sich auf die nicht verzehrbaren Blätter. Gemüse, wie Kohlrabi, Radieschen oder ein Bund Möhren soll ohne Blätter verkauft werden. „Von der Senkung der strengen LEH-Vorgaben würden nicht nur Klima und Umwelt profitieren, sondern auch Verbraucher, die Erzeugerbetriebe - und zu guter Letzt der Handel. Wird Gemüse ohne verzehrfähige Blätter verkauft, hält es sich länger, bei verschiedenen Größen könnten Verbraucher besser nach Bedarf einkaufen. Das hätte auch noch den Zusatzeffekt, dass Lebensmittelabfälle im Haushalt reduziert werden. Erzeugerbetriebe könnten ihren Einsatz an Pflanzenschutz- und Düngemitteln reduzieren. Und der Handel könnte sein Image in Bezug auf Umwelt und Klima deutlich verbessern.' Allerdings könne der Handel seine Vorgaben nur dann dauerhaft senken, wenn die Verbraucher mitspielen. Das setze voraus, dass Konsumenten verständlich und leicht zugänglich mit Informationen versorgt werden.