UK: Neuer Agrarminister will eigene britische Politik

Foto: George Eustice

Der neue Landwirtschaftsminister George Eustice möchte Großbritannien aus den Zwängen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) befreien. Den Posten hatte er Mitte Februar übernommen, nachdem er ihn schon einmal von 2015 bis 2019 innehatte.

Direktzahlungen führen nach Ansicht von Eustice nur zu einer Inflation bei den Landpreisen. Landwirten empfahl er, sich nicht an das untergehende Schiff der GAP zu heften. Doch wohin die agrarpolitische Reise auf der Insel gehen wird, ist noch nicht ganz klar.

Eustice will ab 2021 die Direktzahlungen schrittweise abbauen, wobei die Abstriche in Großbetrieben größer ausfallen sollen als in Kleinbetrieben. Geplant sind Kürzungen von 5 % für Betriebe mit Direktzahlungen bis 30.000 GBP (knapp 35.000 Euro), von 10 % bis 20 % für Betriebe mit Beihilfen zwischen 30.000 GBP und 150.000 GBP (gut 173.000 Euro).

Ab 2024 soll es „Environmental Land Management Schemes (ELM)' geben. Dadurch sollen Landwirte künftig anstatt der Pauschalzahlungen je Hektar Prämien für ökologisch wertvolle Bewirtschaftungsformen, die zu sauberem Wasser, verbesserter Luftqualität und Biodiversität führen, erhalten. Prämien kündigt der Minister etwa für den Erhalt von Hecken, die Aufforstung oder die Renaturierung von Mooren sowie für Maßnahmen zum Schutz vor Überschwemmungen entlang von Flüssen an. Da die neuen Umwelt- und Klimaprämien aber kaum mehr als die Kosten abdecken werden, befürchten viele britische Landwirte Einkommensverluste nach dem Ende der GAP. Zudem drohen Billigimporte nach dem Abschluss von Freihandelsabkommen mit den USA oder mit Australien. Die Debatte um die Aufrechterhaltung bestehender Standards für Lebensmittel ist in Großbritannien extrem aufgeheizt. Selbst wenn er wollte, wird der Agrarminister die Interessen der Landwirtschaft wohl kaum gegen die Handelsinteressen von Premierminister Boris Johnson durchsetzen können. aiz.info