Die Türkei wurde von einem der schwersten landwirtschaftlichen Fröste der jüngeren Vergangenheit heimgesucht. Während einer dreitägigen Kältewelle zwischen dem 10. und 12. April sanken die Temperaturen erheblich, berichtet Hürriyet Daily News mit Bezug auf den Land- und Forstwirtschaftsminister İbrahim Yumaklı.

Türkei 2007 Trauben Sultanas (10)

„Diese ungünstigen Wetterbedingungen führten zu einem der größten landwirtschaftlichen Frostereignisse in unserer Geschichte, nach dem großen landwirtschaftlichen Frostereignis im Jahr 2014“, sagte Yumaklı. 

In einigen Regionen fielen die Temperaturen in diesem Zeitraum auf bis zu -15 °C, was in einigen Gebieten das kälteste Wetter der vergangenen 30 Jahre bedeutete, so Yumaklı. Gerade als sich das Land auf den Beginn der Frühjahrssaison vorbereitete, forderte dieser späte Frost einen hohen Tribut von der landwirtschaftlichen Produktion in vielen Regionen. 

Aprikosen, Kirschen, Pflaumen, Walnüsse und Pfirsiche erlitten alle erhebliche Schäden. Insbesondere in der östlichen Stadt Malatya, einer Provinz, die für 85 % der Aprikosenproduktion des Landes verantwortlich ist, kam es zu großen Verlusten. 

In der westlichen Stadt Manisa, einer der wichtigsten Traubenprovinzen der Türkei, wurden fast 80 % der Weinberge beschädigt. Abdullah Şenol, Leiter einer örtlichen Landwirtschaftskammer, warnte, dass bei einem weiteren Frost die Weinberge möglicherweise ganz gerodet werden müssten. „In diesem Sommer werden die Trauben knapp und, wenn vorhanden, sehr teuer sein“, sagte er der Tageszeitung Milliyet. „Dieses Jahr ist bereits verloren“, sagte auch Güngör Levent, ein lokaler Weinbergbesitzer. “Wir sprechen hier von Schäden in Milliardenhöhe. Wenn wir noch einmal so einen Frost erleben, wird die Produktion zum Stillstand kommen.”

Ramazan Özcan, Leiter der Rohstoffbörse von Malatya, MTB, sagte, dass mit Ausnahme von Weizen und Gerste fast alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse in der Provinz Schaden genommen hätten. Özcan wies darauf hin, dass mit Aprikosen jährlich über 500 Mio US-Dollar erwirtschaftet werden, und warnte, dass die Einnahmen in diesem Jahr wegfallen könnten. Auch in Elazığ, einer anderen Stadt im Osten der Provinz, wurden Aprikosen-, Walnuss- und Mandelbäume von Frost und Schneefall schwer getroffen.  

In Regionen wie dem nordwestlichen Bursa und der zentralen Provinz Nevşehir ergriffen die Landwirte verzweifelte Maßnahmen und legten in den Obstgärten Feuer, um die blühenden Obstbäume zu schützen. Trotz ähnlicher Bemühungen waren in der südwestlichen Stadt Isparta 40 % bis 50 % der Kirsch-, Pfirsich- und Aprikosenernte betroffen.

Der staatliche türkische Wetterdienst warnte, dass die Frostgefahr auch in den kommenden Tagen anhalten könnte, so dass die Landwirte im ganzen Land weitere Schäden befürchten.

Obstimporte aufgrund von Frost

Der Präsident des türkischen Landwirtschaftsverbands, Hüseyin Demirtaş, warnte, dass die Türkei möglicherweise zum ersten Mal Obst importieren müsse, und wies auf die gravierenden Auswirkungen des Frosts hin. “Die Preise werden um mindestens 25 %, vielleicht sogar um bis zu 50 % steigen. Wir werden wahrscheinlich einen Anstieg der Lebensmittelinflation erleben”, fügte er hinzu.

Er sagt voraus, dass die Preise wahrscheinlich um mindestens 50 % steigen werden. Angesichts dieser ungünstigen Entwicklung sollten den Landwirten die Kreditzinsen entweder erlassen oder gestundet werden, schlug Suiçmez vor. Die Preise für Frischobst und -gemüse sind im März bereits um 10,2 % gestiegen, was den jüngsten offiziellen Daten zufolge eine jährliche Inflationsrate von 62,5 % für diese Produkte bedeutet.