Dr. Bea Maas von der Universität Wien (Österreich) hat in Zusammenarbeit mit Dr. Anett Richter vom Thünen-Institut für Biodiversität (Braunschweig), Dr. Yvonne Fabian von Agroscope (Zürich, Schweiz) und Dr. Sara Kroos von der Columbia Universität (New York, USA) eine Studie durchgeführt, für die 209 Landwirte sowie 98 Umweltwissenschaftler aus Deutschland und Österreich befragt wurden, wie sie die Bedeutung von biologischer Vielfalt für die landwirtschaftliche Produktion einschätzen.
„Die Ergebnisse zeigen, dass die Wahrnehmungen zu Biodiversität, den damit verbundenen Ökosystemleistungen und Managementmaßnahmen sehr unterschiedlich sind“, sagt Bea Maas. Die Akteure würden unterschiedliche Informationsquellen bevorzugen und auch aus diesem Grund zu anderen Einschätzungen gelangen.
Akteure aus der Agrarforschung, so die Studienergebnisse, sehen Biodiversität, Agrarumweltprogramme und Naturschutzmaßnahmen als wichtiger für die landwirtschaftliche Produktion an als Landwirte. „Während Forschende vor allem wissenschaftliche Informationen für ihre Einschätzungen heranziehen, nutzen Akteure aus der Landwirtschaft häufig Informationsquellen der Landes- und Bundesministerien und der Landwirtschaftskammern und legen Wert auf mündlichen Austausch“, erläutert Anett Richter vom Braunschweiger Thünen-Institut. Interessant sei, so Richter, dass Landwirtinnen mit höherer Bildung oder von Ökobetrieben die Artenvielfalt und deren Schutz als wichtiger bewerteten als ihre männlichen Kollegen oder konventionell Wirtschaftende.
Die unterschiedlichen Perspektiven weisen auf entscheidende Kommunikationslücken zwischen landwirtschaftlicher Forschung und Praxis hin, die auch das gegenseitige Verständnis erschweren. Forschung, Landwirtschaft und politische Praxis müssten besser integriert werden. Dafür geben die Autorinnen der Studie konkrete Handlungsempfehlungen: Erstens sollten wissenschaftliche Informationen besser für die Praxis zugänglich gemacht werden, z.B. durch die Etablierung von Bildungs- und Beratungsprogrammen für die Landwirtschaft. Zweitens seien zielgerichtete Konzepte für die landwirtschaftliche Forschung und Praxis zu entwickeln, die unterschiedliche Stakeholder-Perspektiven in deren Gestaltung und Anwendung integrieren. Darüber hinaus sei es sinnvoll, eine integrative und inklusive Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis zu unterstützen, etwa durch die aktive Förderung fachübergreifender Kommunikation.
Diese Bemühungen erfordern, so die Schlussfolgerung der Autorinnen, Partnerschaften und politisches Engagement auf höchster Ebene, um integrative Ansätze in der Entwicklung nachhaltiger Landwirtschaft zu verankern.