Das Versuchszentrum Laimburg hat sein Tätigkeitsprogramm 2025 veröffentlicht. Es umfasst mehr als 370 Forschungsprojekte und -tätigkeiten, die 2025 umgesetzt werden. Insgesamt starten 82 neue Projekte, davon 38 auf Vorschlag von Organisationen und Institutionen aus dem Agrar- und Lebensmittelsektor Südtirols, so das Versuchszentrum.

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Image: Laimburg Research Centre

Apfelblutlaus – Erforschung neuer integrierter Bekämpfungsstrategien im Rahmen des Projektes „APPL-IPErio“

Die Auswahl der Projekte erfolgte auch in diesem Jahr in einem partizipativen Prozess, der sicherstellt, dass sich die Forschung des Versuchszentrums an den Bedürfnissen der Praxis ausrichtet.

„Indem wir gezielt Projekte in unser Tätigkeitsprogramm aufnehmen, die von Interessenvertretern vorgeschlagen werden, stellen wir sicher, dass unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse der Agrar- und Ernährungswirtschaft einen echten Mehrwert bieten. Die Zusammenarbeit mit den Praktikerinnen und Praktikern, die tagtäglich in der Landwirtschaft und der Lebensmittelverarbeitung arbeiten, ermöglicht es uns, unsere Forschung gezielt an ihre Bedürfnisse auszurichten“, erklärt Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrums Laimburg.

Die Forschungsprojekte stützen sich auf die fünf Forschungsschwerpunkte des Versuchszentrums Laimburg. 2025 stehen neue technologische Entwicklungen sowie die Digitalisierung in der Landwirtschaft im Mittelpunkt. Ein weiterer Fokus liegt auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Maßnahmen zur Bekämpfung und Anpassung an den Klimawandel spielen ebenfalls eine zentrale Rolle, einschließlich der Entwicklung nachhaltiger und resilienter Anbausysteme. Außerdem werden Lagerungsbedingungen für Obst und Gemüse optimiert, um den Konsumentinnen und Konsumenten gesunde und qualitativ hochwertige Produkte zu bieten.

Einige Beispiele aus dem Tätigkeitsprogramm 2025

MICST: Neue Materialien für eine nachhaltigere Entwicklung

„MICST” ist ein interdisziplinäres Projekt, das innovative und nachhaltige Lösungen für die Landwirtschaft und Industrie in Südtirol erforscht. Ein multidisziplinäres Team untersucht Nebenprodukte aus lokalen Verarbeitungsprozessen, um alternative Materialien mit Mehrwert zu schaffen. Durch die Einbindung relevanter Stakeholder fördert das Projekt die Einführung kreislauforientierter Lösungen sowie neuer Geschäftsmodelle. Das Ziel ist es, diese Innovationen in bestehende Produktionszyklen zu integrieren, um Abfälle zu reduzieren und den Energieverbrauch zu senken. Das Projekt wird von der Freien Universität Bozen geleitet, mit Beteiligung der Arbeitsgruppe „Fermentation und Destillation“ des Versuchszentrums Laimburg. Das Projekt wird vom Amt für Wissenschaft und Forschung der Autonomen Provinz Bozen finanziert.

PROSEED: Proteine aus Pflanzen gewinnen

Das Projekt „PROSEED“ wird vom Bozner Start-up HiWeiss geleitet und in Zusammenarbeit mit dem Labor für Aromen und Metaboliten sowie dem Labor für NMR-Spektroskopie des Versuchszentrums Laimburg durchgeführt. Ziel des Projekts ist es, neue Fermentations- und Trocknungstechnologien zu erforschen, um innovative Produkte und Nebenprodukte aufzuwerten. Diese stammen aus einem speziellen Verfahren der Proteingewinnung aus Pflanzen. Dadurch sollen natürliche und nachhaltige Protein-Alternativen entstehen. Die Forschungsergebnisse werden schließlich in die Praxis übertragen, da sie für die Lebensmittel- und Landwirtschaftsindustrie von großem Interesse sind. Das Projekt PROSEED wird vom Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert.

CompostDiVino: Energiegewinnung aus Weinbereitungsabfällen

Das Projekt „CompostDiVino” verfolgt das Ziel, ein intelligentes, modulares Anlagensystem zur Erzeugung von Kompost und industrieller Wärme zu entwickeln. Dabei werden pflanzliche Abfallprodukte aus der Weinherstellung nach den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft verwertet. Am Projekt beteiligt sind neben dem Versuchszentrum Laimburg auch die Freie Universität Bozen, der Südtiroler Bauernbund und das private Unternehmen BioLogik Systems. Im Rahmen des Projektes wird eine Pilotanlage mit einem automatischen Lade- und Entladesystem sowie ein modularer Technikraum zur Optimierung der Steuerung gebaut. Die Arbeitsgruppe „Physiologie und Anbautechnik” des Versuchszentrums Laimburg führt die Schwermetall-Analysen der Ausgangsmatrizen und des Endprodukts durch. In einem Feldversuch im Weinbau werden schließlich die Düngeeigenschaften des gewonnenen Komposts getestet. Das Projekt CompostDiVino wird vom Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert.

Alpine Pflanzenarten kultivieren – lokale Flora schützen

Das Sammeln von alpinen Wildpflanzen hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Dies steigert zwar ihren wirtschaftlichen Wert, kann jedoch den Bestand dieser lokalen Pflanzenarten gefährden. Ein von der Arbeitsgruppe „Acker- und Kräuteranbau“ geleitetes Projekt untersucht die Anbau- und Domestikationsmöglichkeiten einheimischer Pflanzenarten wie Rosenwurz, Gelber Enzian und Arnika. Ziel ist es, den alpinen Lebensraum mit seinen einzigartigen Pflanzen zu schützen und gleichzeitig landwirtschaftlichen Betrieben in der Region eine neue Einkommensquelle zu erschließen. In Zusammenarbeit mit der Fondazione Edmund Mach werden phytochemische Analysen des Pflanzenmaterials und seiner Nebenprodukte durchgeführt, um das Vorhandensein bioaktiver Stoffe zu ermitteln. Das Projekt wird im Rahmen des Programms NURBS (Nuts & Herbs) finanziert.

Integrierte Strategien zur Bekämpfung der Apfelblutlaus

Das Projekt „APPL-IPErio“, durchgeführt von den Arbeitsgruppen „Mittelprüfung“ und „Entomologie“, hat zum Ziel, die Bekämpfung der Apfelblutlaus (Eriosoma lanigerum) zu verbessern. Die Apfelblutlaus verursacht Schäden an Bäumen, führt zu hohen Ernteverlusten und stellt eine Herausforderung im Anbau dar. Im Projekt „APPL-IPErio“ untersuchen die Forschenden integrierte Pflanzenschutzstrategien zur besseren Kontrolle der Apfelblutlaus. Dazu gehören die Anwendung agronomischer Maßnahmen, der gezielte Einsatz zugelassener Pflanzenschutzmittel sowie die Erforschung der Wechselwirkungen zwischen der Blutlaus und ihrem wichtigsten natürlichen Gegenspieler, Aphelinus mali. Übergeordnetes Ziel ist es, eine nachhaltige und wirksame Bekämpfung der Apfelblutlaus sicherzustellen und Lösungen aus der Forschung in die Praxis zu überragen.