Viele Menschen wollen sich gesünder und nachhaltiger ernähren. Intuitiv wird dabei gesund oft mit nachhaltig gleichgesetzt. Eine Studie von Wissenschaftlerinnen der Universität Konstanz, der Johannes Kepler Universität Linz und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg hat untersucht, ob diese Wahrnehmung der Realität entspricht.
Die Studie ist aktuell im Wissenschaftsjournal PLOS Sustainability and Transformation erschienen und zeigt: Konsumentinnen und Konsumenten stellen überwiegend einen hohen Zusammenhang zwischen der Nachhaltigkeit und Gesundheit von Lebensmitteln und Mahlzeiten her. „Wir haben untersucht, wie verbreitet die Vorstellung ist, dass gesündere Mahlzeiten generell auch nachhaltiger sind. Dabei hat uns insbesondere interessiert, ob sich diese Vorstellung ändert, je nachdem, wie hoch die tatsächliche Übereinstimmung von Gesundheit und Nachhaltigkeit der Mahlzeiten ist. Außerdem haben wir erforscht, ob die Art der Mahlzeit, z. B. vegan oder nicht, diesen vermuteten Zusammenhang beeinflusst“, erklärt Gudrun Sproesser, die Leiterin der Abteilung für Gesundheitspsychologie der Johannes Kepler Universität.
Gesund nicht automatisch nachhaltig
In der Studie schätzten insgesamt über 5.000 Besucher einer öffentlichen Kantine, die vom Studierendenwerk Seezeit betriebene Mensa an der Universität Konstanz, die Nachhaltigkeit und die Gesundheit von 29 verschiedenen Essensoptionen ein. Zusätzlich wurden genaue Werte für Umweltverträglichkeit und Gesundheit ermittelt, indem die exakten Rezepturen der Mahlzeiten mit einem speziellen Algorithmus analysiert wurden. Die Ergebnisse, so die Forscher, zeigten klar: Viele Teilnehmende hielten gesunde Lebensmittel automatisch auch für nachhaltig.
„Interessanterweise stand diese Wahrnehmung jedoch in keinem systematischen Zusammenhang mit der tatsächlichen Übereinstimmung zwischen den Nachhaltigkeits- und Gesundheitswerten der Mahlzeiten“, sagt Gudrun Sproesser. Denn auch gesündere Mahlzeiten könnten wenig umweltfreundlich erzeugt werden, und umgekehrt könne nachhaltige Kost wenig gesundheitsförderlich sein.
Verbraucher benötigen mehr Informationen
„Das Ergebnis zeigt klar, dass wir den Verbraucherinnen und Verbraucher sowohl in Bezug auf die Nachhaltigkeit als auch Gesundheit von Lebensmitteln bessere und leichter zugängliche Informationen bereitstellen müssen“, fordert Britta Renner, Leiterin der Arbeitsgruppe für Psychologische Diagnostik und Gesundheitspsychologie an der Universität Konstanz. Sinnvoll seien etwa Klima- oder Nachhaltigkeitskennzeichnungen für Lebensmittel, wie sie vom Wissenschaftlichen Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) des deutschen Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft in seinem Gutachten zur nachhaltigeren Ernährung vorgeschlagen wurden. So könnten Konsumenten und Konsumentinnen künftig fundierte Entscheidungen über ihre Ernährung treffen und zugleich zum Umweltschutz beitragen, so die Ansicht der Forscher abschließend.