Die Sozialen Netzwerke begleiten und beeinflussen viele von uns täglich. Besonders Kinder und Jugendliche sind dabei empfänglich und gefährdet gleichermaßen. Können Instagram & Co auch positive Verhaltensweisen stärken? Ja - nur etwas anders, als gedacht, wie eine englische Studie festgestellt hat.
Generell sei sozialer Einfluss bereits bekannt dafür, Konsumenten zu gesünderem Verhalten zu animieren, heißt es in der Studie, die mit dem Titel “Can social media be used to increase fruit and vegetable consumption? A pilot intervention study” in “Digital Health”, Ausgabe 10/2024 veröffentlicht wurde. Häufig sei es dabei aber um die Reduzierung ungewünschter Verhaltensweisen gegangen, etwa die Reduzierung von Alkohol, und weniger um das Stärken guter Gewohnheiten. Allerdings habe man beobachtet, dass z.B. aufgehängte Plakate in Kantinen mit Aussagen wie “die meisten Gäste hier wählen Gemüse zu ihrem Mittagessen” durchaus eine Auswirkung auf die Zusammenstellung der Mahlzeit gehabt habe. Im “analogen” Leben habe diese Art von Anreiz durch Anspielung auf das Verhalten anderer also durchaus Erfolge gezeigt. Für Obst und Gemüse habe man diesen Ansatz bisher jedoch nicht genutzt.
Erste Unterschiede nach zwei Wochen
Lily Hawkins (Universität Exeter) und Claire Farrow, Meshach Clayton sowie Jason M. Thomas, alle drei von der Aston Universität Birmingham, haben daher 60 Personen für die Studie gewonnen. Die Hälfte von ihnen sollte dann zwei Wochen lang festgelegten Instagram-Konten folgen, die sich mit gesunder Ernährung beschäftigen, die andere Hälfte sollte Konten zum Thema Inneneinrichtung abonnieren. Die Ergebnisse danach waren interessant: Zwar beobachteten die Studienteilnehmenden keine veränderte Wahrnehmung der eigenen Ernährung oder der Personen, denen sie folgen sollten, doch nach eigenen Angaben hatte sich dennoch die Zusammensetzung der konsumierten Lebensmittel verändert, sie berichteten von weniger hochkalorischen und mehr niedrigkalorischen Nahrungsmitteln im Vergleich zur Innenarchitektur-Kontrollgruppe.
Zugehörigkeitsgefühl als größte Motivation
Entscheidend sei bei diesem veränderten Verhalten allerdings nicht der “normative” Aspekt zu sein, der bei Werbung gegen zu viel Alkoholkonsum oder für mehr Gemüsebeilagen greife, sondern vielmehr, dass die Teilnehmenden ihr Verhalten anpassten, um sich zu einer Gruppe zugehörig zu fühlen - in diesem Falle die Gruppe der “Besseresser”. Allerdings seien die Erkenntnisse in diesem kleinen Rahmen noch nicht sehr aussagekräftig, auch, weil die Teilnehmenden selbst Aussagen zu ihrem Essverhalten trafen, ohne dass dies wissenschaftlich geprüft wurde, was die Gefahr von Falschaussagen im Sinne des Attitude-Behaviour-Gaps birgt. Die Studie zeige jedoch erste Belege dafür, dass Social Media ein einfaches, kosteneffizientes Werkzeug sein könnte, um bei Jugendlichen gesunde Ernährungsgewohnheiten zu etablieren. In Zukunft seien also weitere Studien nötig, um diese ersten Feststellungen in einem größeren und vielfältigeren Rahmen wiederholen zu können, stellten die Forschenden als Fazit heraus.