2021 wurde der französische “Eco Score” bereits von einigen Webseiten verwendet, im Sommer dann eine Europäische Bürgerinitiative dazu eingereicht, um den “Eco Score” auch europaweit einzuführen. In den vergangenen drei Jahren hatten mehrere französische Ketten, darunter Carrefour und Intermarché, das Label genutzt.

Auch Lidl Deutschland und Lidl Belgien hatten die Kennzeichnung eingeführt, auf der deutschen Webseite des Discounters konnten interessierte Konsumenten dazu umfangreiches Informationsmaterial zum Thema Nachhaltigkeitskennzeichnung finden.

Bis Ende 2022 wurden insgesamt 400.000 Produkte sowie 100.000 Rezepte und Fertiggerichte mit dem “Eco Score” versehen. Nun wurde das Label gestoppt, berichtet Euractiv: Die Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM) habe mit ihren französischen Mitgliedern Anfang Juni eine gerichtliche Einigung darüber erzielt, dass die Bezeichnung des “Eco Score” für Lebensmittel nicht mehr verwendet werden dürfe, da sie für die Verbraucher irreführend sein könne. Denn “Eco” sei in vielen europäischen Sprachen ein Synonym für “Bio”, und dem Gesetz zufolge seien die Begriffe „Bio“ und „Öko“ verboten, wenn sie „geeignet sind, den Verbraucher oder Nutzer in die Irre zu führen”, es sei ein Verstoß gegen Artikel 30 der EU-Verordnung über die ökologische Erzeugung und die Kennzeichnung von Bio-Produkten aus dem Jahre 2018. Verwechslungsgefahr habe somit auch mit dem offiziellen Bio-Label der EU bestanden.

Label bleibt, der Name wechselt

Die französische Behörde für den ökologischen Wandel (ADEME) habe sich dazu verpflichtet, die Öko-Score-Marke zurückzuziehen, erklärte die IFOAM in einer Pressemitteilung. Andere Nutzer wie die Lebensmittelinformationsplattform YUKA würden bis spätestens 31. Dezember 2024 auf Kennzeichnungen verzichten, „die den auf europäischer Ebene eingetragenen Begriff ‚Öko-Score‘ enthalten”, heißt es weiter. Allerdings werde das Label nicht verschwinden, sondern unter anderem Namen weitergeführt, so Hugo Struna auf Euractiv: „Der Begriff Öko-Score wird von den französischen Behörden nicht beibehalten, da er im Hinblick auf unsere Ziele als nicht besonders relevant erachtet wurde“, wird dort Vincent Colomb, Koordinator für Umweltkennzeichnung bei ADEME, zitiert.

Kritik an Kriterien

FotoLabels

Bio, Fairtrade, Nutri-Score: Bereits jetzt haben aufmerksame Konsumenten viele Labels zur Auswahl

Das “Eco Score”-Label hatte Lebensmittel in eine von fünf Kategorien eingestuft: A stellte die nachhaltigste Wahl, E die am wenigsten nachhaltige dar. Basiert war die Einordnung ”auf ökologischen Indikatoren, die von der französischen Behörde zusammengestellt wurden”, so Struna. Dazu gehörten u.a. Treibhausgasemissionen, der Verlust der Artenvielfalt oder Toxizität. Allerdings sei das Label seit vielen Jahren von NGOs wegen dieser gewählten Kriterien in die Kritik geraten, da z.B. Schäden an der Artenvielfalt und die Auswirkungen von Pestiziden nicht ausreichend berücksichtigt worden seien. 

Life Eco Food Choice als Umwelt-Label für die EU?

Label sind ein komplexes Thema: Betrachtet man, wie weit die Positionen allein schon beim Thema “Nutri Score” auseinandergehen, der sich mit ernährungsrelevanten Aspekten beschäftigt, ist leicht vorstellbar, welchen Diskussionsbedarf es bei einem vielschichtigen Thema wie dem der Nachhaltigkeit gibt. Welche Kriterien in welcher Gewichtung berücksichtigen, und vor allem: Wie für die Konsumenten übersichtlich darstellen? Vergangenes Jahr wurde das Projekt ”Life Eco Food Choice” gestartet, das Umweltkennzeichnungen auf europäischer Ebene entwickeln und harmonisieren möchte. Neben französischen Akteuren sind auch Partner aus Spanien, Deutschland und den Niederlanden daran beteiligt. Ziel sei es, der Europäischen Kommission bis 2028 ein Umwelt-Label vorzulegen, das von einer Vielzahl von Interessengruppen validiert und anerkannt sei, heißt es dazu. Ob das Projekt Erfolgsaussichten hat, ist derzeit noch nicht absehbar. Astrid Ehrenhauser zeigt sich auf der Background-Seite des Tagesspiegel wenig optimistisch: in Deutschland und auf EU-Ebene fehle es an politischem Appetit für ein solches Vorhaben, so ihre Einschätzung.