Im Projekt Review untersucht die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) seit 2020 in Kooperation mit Gemüsebaubetrieben und dem Einzelhandelsunternehmen Edeka Minden-Hannover, ob sich die Kulturen Kohlrabi, Brokkoli, Blumenkohl und Eissalat durch eine reduzierte Stickstoffdüngung hinsichtlich des Ertrages und der Qualität verändern und wie Verbraucher auf diese ggf. veränderten Gemüseprodukte reagieren.
Die Verbraucherreaktionen werden in dem Projekt wissenschaftlich durch die Hochschule Osnabrück aufgenommen. Neu ist in diesem Jahr die Beteiligung eines dritten Erzeugerbetriebes, der Gemüsebau Biewener, der das Projekt gemeinsam mit den Erzeugerbetrieben Behr AG und Mählmann Gemüsebau GmbH & Co. KG mit Feldversuchen unterstützt, so die LWK. „Als Gemüsebaubetrieb führen wir schon seit längerem eigene Versuche zur Frage der Stickstoffdüngung im Gemüsebau durch und es ist mir ein Anliegen, meine Erfahrungen weiterzugeben. Nachdem wir der LWK Niedersachsen als Projektkoordinatorin unser Interesse an dem Projekt bekundet haben, wurden wir in die bestehende Projektgruppe aufgenommen und sind in 2023 für die Kultur Brokkoli zuständig. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten“, sagt Dirk Biewener, Verantwortlicher für den Gemüseanbau auf dem Betrieb Gemüsebau Biewener.
Versuche laufen seit 2021
Bereits in der Saison 2022 konnten bei den untersuchten Gemüsekulturen durch eine reduzierte Düngung Effekte auf die Größe bzw. das Gewicht beobachtet werden. Die Gemüseerzeugnisse erreichten dabei zu jeder Zeit die Qualitätsanforderungen der gesetzlichen Vermarktungsnormen für die Klasse I. „Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass eine reduzierte Düngung mit Stickstoff Auswirkungen z.B. auf die Größe und das Gewicht der untersuchten Gemüsekulturen hat“, sagt Projektkoordinator Dr. Hendrik Führs, bei der LWK Leiter des Fachbereiches Beratung und Qualitätsmanagement im Gartenbau. Die Stickstoffversorgung sei dabei von vielen Faktoren wie Witterung und Bodenzusammensetzung abhängig. So seien die Anbauversuche im Jahr 2021 durch hohe Niederschläge geprägt gewesen. 2022 folgte dagegen Hitze und Trockenheit. „Auch die allgemeine Marktsituation unterlag in den vergangenen zwei Projektjahren mit der Corona-Pandemie und dem beginnenden Krieg in der Ukraine extremen Einflüssen, die die wissenschaftlichen Erhebungen des Verbraucherverhaltens im Abverkauf des Projektgemüses beeinflussten“, erläutert Führs. „Daher sollen in der vor uns liegenden letzten Projekt-Saison die Ergebnisse aus 2021 und 2022 durch weitere Versuchsergebnisse ergänzt werden, um belastbarere Aussagen zur Wirkung einer reduzierten Stickstoffdüngung auf die ausgewählten Gemüsekulturen geben zu können. In diesem Zusammenhang freuen wir uns sehr, dass wir in dem Projekt einen dritten Praxisbetrieb mit einem weiteren Produktionsstandort begrüßen können.“
Kundenreaktionen werden seit 2022 bewertet
„Auch in diesem Jahr wertet die LWK Niedersachsen die praxisnahen Düngungsversuche auf dem Acker aus und bewertet die Qualität des Gemüses hinsichtlich der Anforderungen der gesetzlichen Vermarktungsnormen“, ergänzt Melanie Seehausen, bei der LWK Leiterin des Sachgebietes Produktqualität im Gartenbau. „2022 konnten erste Erkenntnisse hinsichtlich der Kundenakzeptanz gewonnen werden: Die Projektware fand in den Edeka-Märkten einen vergleichbaren Absatz wie das nach Standardverfahren gedüngte Gemüse. Jedoch gab es viele Begleitfaktoren, die einen Einfluss auf die Ergebnislage hatten, sodass wir in der bevorstehenden, letzten Saison nochmals in eine vertiefte Datenerfassung einsteigen wollen, um differenziertere Ergebnisse zu erhalten“, erläutert Prof. Dr. Enneking von der Hochschule Osnabrück, der den Vermarktungsteil des Projektes federführend wissenschaftlich begleitet.