Sergio Del Castillo, Geschäftsführer von ProCitrus, erklärte, dass der peruanische Citrussektor im Jahr 2024 historische Zahlen erreicht hat: Zum ersten Mal wurden mehr als 300.000 t exportiert und Exporteinnahmen von über 300 Mio US-Dollar erzielt, berichtet freshfruitportal.
Dieser Rekord in Bezug auf Volumen und Devisen bedeute jedoch nicht, dass die Aussichten völlig ermutigend seien, da auch die Kosten berücksichtigt werden müssen. „Die Gewinnspannen bei Citrusfrüchten sind seit der Aufhebung des Agrarförderungsgesetzes im Jahr 2020 erheblich gesunken“, sagte Del Castillo.
Nach der Aufhebung des Gesetzes 27360 und seiner Ersetzung durch das Gesetz 31110 seien die Produktionskosten erheblich gestiegen, was sich vor allem auf die nicht patentierten Sorten auswirke und die Rentabilität der Exporte verringere. „Die beste Zeit für peruanische Citrusfrüchte war zwischen 2020 und 2021, als die Kosten niedriger waren. Doch dann sanken die Gewinnspannen beträchtlich; nur wer effizient produzierte, gute Erträge und einen hohen Anteil an exportfähigen Früchten erzielte, konnte schwarze Zahlen schreiben. Diejenigen, die keine Produktivität und Qualität erreichten, landeten in den roten Zahlen. Besonders schlimm waren die Jahre 2022 und 2023 mit erheblichen Verlusten für den Sektor. In diesem Jahr haben wir uns erholt, aber das ist kein Allheilmittel“, sagte Del Castillo. Mit dem Gesetz 31110 wurden neue Arbeits- und Steuerbedingungen eingeführt, die die Betriebskosten erhöhten und kleine und mittlere Unternehmen unverhältnismäßig stark belasteten. Für Del Castillo ist es von entscheidender Bedeutung zu verstehen, dass Citrusfrüchte als großvolumige, niedrigpreisige Kulturpflanzen eine außergewöhnliche Produktionseffizienz erfordern, um rentabel zu bleiben.
Der in diesem Jahr erzielte Rekord sei größtenteils auf die Anpflanzungen in den Jahren 2020 und 2021 zurückzuführen, die nun ihr Reifestadium erreicht haben und in diesem Jahr mit der Produktion beginnen. „Obwohl in den vergangenen drei Jahren keine neuen Plantagen angelegt wurden, steigern die bestehenden Plantagen ihre Produktivität, da sie von jungen zu reifen Pflanzen übergehen“, erklärte er. Dieser Produktivitätsschub hat es dem Sektor ermöglicht, die Chancen auf den internationalen Märkten besser zu nutzen. Del Castillo warnte jedoch, dass die Branche in zwei bis drei Jahren ihren Höhepunkt erreichen wird, wenn keine neuen Anpflanzungen vorgenommen werden. „Wir werden ein Plateau in der Produktion erreichen. Sie wird stagnieren, wenn wir in den nächsten Jahren nicht mehr Citrusfrüchte anpflanzen.“ Del Castillo betonte die Notwendigkeit, die Agrarpolitik zu überprüfen und zu verbessern, um den Anbau wiederzubeleben. „Citrusfrüchte sind ein Geschäft mit großen Mengen und niedrigen Preisen. Wenn man nicht mehr als 60 t/ha produziert und mindestens 60 % der Früchte nicht exportfähig sind, ist man in Schwierigkeiten“, sagte er. Er wies außerdem darauf hin, dass das Fehlen angemessener Anreize die Nachhaltigkeit der Ernte bedroht und die Erzeuger dazu veranlassen könnte, auf andere, rentablere Kulturen auszuweichen.
Gemessen am Produktionsvolumen liege Peru in der Südlichen Hemisphäre an vierter Stelle, hinter Brasilien, Südafrika und Argentinien. Betrachte man nur Südamerika, ohne Südafrika, liegt Peru an dritter Stelle. Bei den Mandarinenexporten stehe Peru jedoch an der Spitze Südamerikas und an zweiter Stelle in der Südlichen Hemisphäre, nur übertroffen von Südafrika. Dieser Erfolg sei ein Beweis für die Qualität der peruanischen Früchte und die gemeinsamen Bemühungen von Erzeugern und Exporteuren.
Der Hafen von Chancay stelle eine wichtige Gelegenheit dar, die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors, insbesondere auf den asiatischen Märkten, zu verbessern. Peruanische Citrusfrüchte brauchen über 30 Tage, um Asien zu erreichen, was die Qualität beeinträchtigen kann. „Durch die Verkürzung dieser Zeitspanne um zehn bis zwölf Tage werden unsere Früchte in einem besseren Zustand ankommen, mit einer schonenderen Kältebehandlung, die aufgrund der Fruchtfliegen notwendig ist. Der Hafen von Chancay wird eine Gelegenheit sein, die Citrusexporte in den pazifischen Raum zu fördern. Durch diese günstigere Kältebehandlung werden die Früchte mit einer besseren Schalenqualität und einer längeren Haltbarkeit ankommen, was sehr wichtig ist“, erklärte Del Castillo. Er hob auch die Genehmigung einer Kältebehandlung von drei Grad für Märkte wie Japan, Vietnam, die Vereinigten Staaten und Neuseeland hervor. Diese Maßnahme wird dazu beitragen, die Qualität der Früchte während des Transports zu erhalten - ein entscheidender Faktor für die Festigung der Position Perus auf dem hart umkämpften asiatischen Markt.
Trotz der Errungenschaften des Jahres 2024 hänge die Zukunft des Sektors von der Bewältigung mehrerer struktureller Herausforderungen ab. Entscheidend wird sein, die Produktivität und Qualität der Früchte zu verbessern und gleichzeitig sicherzustellen, dass die öffentliche Politik die Nachhaltigkeit des Sektors unterstützt. Wie Del Castillo warnte, könnte das Wachstum in den kommenden Jahren ohne neue Anpflanzungen und unterstützende Rechtsvorschriften stagnieren. „In diesem Jahr, also 2024, haben wir ein Rekordvolumen erreicht, und im nächsten Jahr könnten wir insgesamt eine Rekordproduktion von Citrusfrüchten erzielen. Heute produziert Peru jährlich etwa 1,7 Mio t Citrusfrüchte, und nächstes Jahr werden wir diese Zahl wahrscheinlich übertreffen“, schloss er.