Die Obstbauern am Bodensee erwarten dieses Jahr mit 226.000 t eine gute, etwas unterdurchschnittliche, Erntemenge. Die Qualität ist sehr gut, mit entsprechender Festigkeit, einem guten Zuckergehalt und einem ausgewogenen Zucker-Säure-Verhältnis, teilt Obst vom Bodensee (OvB) mit.
Gemeinsam mit dem bayerischen Ministerpräsident Dr. Markus Söder, der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber sowie der Staatssekretärin des Landwirtschaftsministeriums Baden-Württemberg Sabine Kurtz feierten die Obstbauern am 6. September 2023 in Nonnenhorn am Bodensee die offizielle Eröffnung der diesjährigen Apfelsaison. „Die Witterung dieses Jahr war nicht einfach. Dennoch erwarten wir sehr gute Qualitäten mit knackig, süßen und aromatisch schmeckenden Früchten“, freuen sich Erich Röhrenbach und Thomas Heilig, die beiden Vorsitzenden der Obstregion Bodensee e.V., bei der offiziellen Eröffnung der Bodensee-Apfelsaison 2023 in Nonnenhorn am Bodensee.
Die Obstbauern in der Bodenseeregion blicken positiv auf die begonnene Apfelernte. Da das Jahr 2023 von wechselhafter Witterung geprägt war, ist es keine Selbstverständlichkeit, dass es eine zufriedenstellende Ernte am Bodensee gibt, erklären die Vorsitzenden der Obstregion Bodensee. Aufgrund der hohen Erträge im vergangenen Jahr ist es natürlich, dass die Blühstärke der Bäume im darauffolgenden Jahr etwas reduziert ist. Während der Blüte im Frühjahr kam es zudem zu niedrigen Temperaturen und vielen Niederschlägen sowie in manchen Lagen auch zu Spätfrösten. Trotz des nicht optimalen Wetters für die Bestäubung und Frühentwicklung der Blüten, ist es durch angepasste Kulturmaßnahmen dennoch gelungen einen guten Fruchtbehang der Bäume zu erreichen.
Nach der Regenphase im Frühjahr folgte eine Trockenperiode und begünstigte zunächst das Wachstum der Früchte. Mit zunehmender Dauer bestand jedoch die Gefahr von Wassermangel und wo es nötig war und die Möglichkeit bestand, wurden die Obstanlagen bewässert. Der nötige Regen kam dann in der gesamten Region noch rechtzeitig zum entscheidenden Größenwachstum der Äpfel. So erwarten die Obstbauern in der Bodenseeregion zwar eine etwas unterdurchschnittliche, allerdings für dieses Jahr gute, Erntemenge, mit normalen Kalibergrößen. Die Qualität der Früchte ist sehr gut mit guter Festigkeit, einem hohen Zuckergehalt und einem ausgewogenen Zucker-Säure-Verhältnis, wofür die Bodenseeregion bekannt ist. Schwierigkeiten bereitet den Obstbauern aktuell die mangelhafte Wirtschaftlichkeit des Obstanbaus. Die gestiegenen Betriebsmittelpreise, der Mindestlohn und weitere gesetzliche Vorgaben haben zu einer Kostensteigerung von etwa 25 % geführt. Dahingegen sind die Auszahlungspreise für die Landwirte im Vergleich zum Vorjahr nochmal um durchschnittlich 10 % gesunken. Dies führte dazu, dass die Produktionskosten der Betriebe im vergangenen Jahr nicht gedeckt werden konnten.
Ein Grund für diese Situation liegt im Wettbewerb mit Obstproduzenten aus anderen EU-Ländern, welche mit deutlich niedrigeren Standards und Kosten Obst produzieren können. Beispielsweise ist im mengenmäßig starken Polen der Mindestlohn mit 5,23 Euro pro Stunde um knapp 7 Euro pro Stunde geringer als in Deutschland. Bei den handarbeitsintensiven Obstkulturen ist das ein enormer Wettbewerbsnachteil für die deutschen Obstbauern. In diesem Zusammenhang appelliert die Obstregion Bodensee an Politik, Handel, Verarbeiter und Verbraucher, gemeinsam Anstrengungen zu unternehmen, um die Familienbetriebe zu entlasten. Es ist zwingend notwendig weitere Belastungen zu vermeiden und eine höhere Wertschöpfung für die Produzenten zu erreichen, um die heimische Obstproduktion zu erhalten. Um das zu erreichen, benötigt es mehr Transparenz und Fairness entlang der Wertschöpfungskette. Die Obstbauern fordern u.a., dass die Herkunft des verwendeten Obstes in verarbeiteten Produkten, wie Apfelsaft oder Apfelmus, verpflichtend kenntlich gemacht werden muss und für heimische sowie importierte Lebensmittel die gleichen Produktionsstandards und Maßstäbe gelten. Insbesondere bedarf es auch ein Umdenken in der Handelslandschaft und entlang der Wertschöpfungskette bis zum Verbraucher, sodass die hochwertigen regionalen Produkte angemessen honoriert werden. Nur wenn wieder ein ausreichender und kostendeckender Anteil des Erlöses zum Landwirt gelangt, kann die regionale Produktion langfristig gesichert werden.
Die geschätzte Erntemenge für 2023 am Bodensee beträgt 226.000 t, berichtet Jürgen Nüssle, Geschäftsführer der Württembergischen Obstgenossenschaft Raiffeisen eG bei der Bodensee-Apfelsaisoneröffnung 2023 in Nonnenhorn. Dies entspricht zwar einem deutlichen Minus im Vergleich zum sehr ertragreichen Vorjahr (258.000 t), aber nur einem leichten Minus im Vergleich zum langjährigen Mittel und bewegt sich auf dem Niveau des Jahres 2021. Deutschlandweit wird dieses Jahr eine Erntemenge von etwa 950.000 t erwartet, wodurch etwa 10 % weniger deutsche Äpfel verfügbar sind. In ganz Europa rechnen die Experten mit 11,4 Mio t Äpfel und damit der geringsten Ernte der vergangenen drei Jahre.
„Unsere Produzenten haben auch dieses Jahr wieder ein gesundes, regionales und qualitativ hochwertiges Lebensmittel produziert. Damit treffen wir auf leere Märkte und sollten genügend Abnehmer für unsere Produkte finden“, beschreibt Jürgen Nüssle die aktuelle Marktsituation. Damit verbunden richtet er einen Appell an Handel und Verbraucher, die Wertigkeit eines in Deutschland regional und sicher produzierten Lebensmittels zu würdigen.