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Weil der russische Energiekonzern Gazprom seit 31. Mai kein Gas mehr an den niederländischen Großhändler GasTerra liefert, müssen viele Unterglasanbauer in dem Nachbarland zumindest kurzfristig mit noch höheren Energiekosten rechnen. Glastuinbouw Nederland, der niederländische Verband der Unterglasanbauer, geht davon aus, dass dies rund 1.500 Betriebe und damit fast die Hälfte der heimischen Branchenunternehmen treffen dürfte. Diese bezögen nämlich Gas zu Tagespreisen. Die höheren Kosten ließen sich kurzfristig nicht auf die Verkaufspreise für Zierpflanzen, Gemüse und Obst umlegen.

Zwar gibt sich die Branchenvertretung mit Blick auf die Gasversorgung in diesem Sommer noch optimistisch, weil die die derzeitigen Gasvorräte im Land dafür ausreichen dürften. Für die Zeit ab Herbst jedoch zeigt sich Glastuinbouw Nederland besorgt. „Wir hoffen, dass Den Haag etwas unternimmt“, sagte die Verbandsvorsitzende Adri Bom-Lemstra gegenüber niederländischen Medien. GasTerra hatte sich geweigert, die Gaslieferungen von Gazprom in Rubel und nicht mehr - wie eigentlich vertraglich vereinbart - in Euro zu bezahlen. Daraufhin stellte Gazprom die Lieferungen ein. In der Folge fallen nun bis zum Ende der Vertragslaufzeit am 1. Oktober 2022 russische Lieferungen von insgesamt 2 Mrd m3 Erdgas aus. GasTerra hat nach eigenen Angaben aber bereits Gas von anderen Anbietern eingekauft, um für Ersatz zu sorgen. Allerdings sei es unmöglich vorherzusagen, ob der europäische Markt den Angebotsrückgang ohne ernsthafte Konsequenzen verkrafte, so das Unternehmen. Unterdessen befürchtet der niederländische Arbeitgeberverband VON-NCW, dass der Lieferstopp von Gazprom den bereits sehr hohen Gaspreisen weiteren Auftrieb geben wird. Deshalb müsse die Politik weiterhin an Alternativen arbeiten, zum Beispiel durch die Förderung von Gas aus kleinen Feldern und durch Investitionen in Flüssigerdgas, mahnte die Arbeitgeberorganisation. Die Niederlande gehörten früher zu den führenden europäischen Erdgasproduzenten. Allerdings schränkten sie die Förderung ihres Hauptgasvorkommens bei Groningen wegen Erdbebengefahr in den vergangenen Jahren deutlich ein. AgE