In den Niederlanden machen die hohen Preise für Gas und Strom vor allem den Unterglasanbauern zu schaffen. Wie aus einer aktuellen Analyse der Bank ABN Amro in Amsterdam hervorgeht, führt der Unterglasanbau die Liste von 20 Branchen nach Maßgabe des Energiekostenanteils am Umsatz an.
Eine Reihe der aufgeführten Sektoren seien wegen ihrer geringen Gewinnspannen besonders empfindlich gegenüber Kostensteigerungen. Wie die Banker mit Verweis auf Daten des Zentralen Statistikamtes (CBS) weiter berichteten, erwirtschaftete der niederländische Unterglasanbau 2019 einen Bruttogewinn von insgesamt rund 1,12 Mrd Euro. Die Energiekosten dieser Branche, die hauptsächlich Erdgas verbraucht, beliefen sich im selben Jahr auf 1,26 Mrd Euro und lagen damit um 13 % über dem Bruttogewinn. Das bedeutet nach Einschätzung der Finanzexperten, dass die aktuelle Verfünffachung der Gas- und Stromtarife zu tiefroten Zahlen führen dürfte, wenn es den Unternehmen nicht gelingen sollte, ihre Verkaufspreise anzuheben. Auch Unternehmen der Lebensmittelbranche, die Energie für die Verarbeitung, Erwärmung oder Kühlung von Lebensmitteln benötigen, sind der ABN Amro zufolge von den höheren Gaspreisen besonders betroffen. Dazu gehörten z.B. Mühlen, Bäckereien sowie Gemüse-, Obst- und Kartoffelverarbeiter. Nach Angaben der niederländischen Bank lassen einige Gartenbauer ihre Gewächshäuser inzwischen teilweise oder ganz leer stehen, weil die hohen Energiekosten auf der Erlösseite nicht ausgeglichen werden können. Andere Unterglasanbauer hätten sich für eine geringere Beleuchtung entschieden; in der Folge werde ihre Produktion zurückgehen. Mit Blick auf die gesamte Agrarproduktion in den Niederlanden rechnet die ABN Amro für 2022 mit einem Rückgang gegenüber der Vorjahresmenge um 2 %. Die Analysten begründen die Abnahme vor allem mit der voraussichtlichen Einschränkung der Erzeugung in den Gewächshäusern. Außerdem dürfte die tierische Produktion wegen der Nitratpolitik der Haager Regierung leicht abnehmen. AgE