Die Blätter am Kohlrabi sind nicht dunkel grün? Der Eisbergsalat oder der Brokkoli unterschreiten ein bestimmtes Gewicht bzw. Größe? Obgleich alle drei Gemüse-Exemplare die gesetzlich geforderten Qualitätskriterien erfüllen, landen sie bislang meist nicht auf dem Tisch, sondern bleiben direkt auf dem Acker und werden untergepflügt. Ihre Größe und ihr Gewicht entsprechen bislang nicht den Erwartungen der Verbraucher und damit verbunden den Anforderungen des Handels. Seit Juni 2022 werden weniger gedüngter Blumenkohl, Brokkoli, Eissalat und Kohlrabi im Rahmen des Projekts „Review“ der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen in 38 Edeka-Märkten in Niedersachsen und Ostwestfalen den Kunden zum Kauf angeboten.
Im Projekt untersucht die LWK Niedersachsen in Kooperation mit den Erzeugerbetrieben Mählmann Gemüsebau GmbH & Co. KG aus Cappeln und der Behr AG/Agrarmanagement GmbH aus Seevetal sowie dem Einzelhandelsunternehmen Edeka Minden-Hannover, ob sich Gemüseprodukte durch die ressourcenschonendere Produktion hinsichtlich Ertrag und Qualität verändern und wie Verbraucher auf die möglicherweise veränderte Warenaufmachung reagieren. Die Verbraucherreaktion wird dabei wissenschaftlich durch die Hochschule Osnabrück als Projektpartner aufgenommen. Das von der Deutschen Bundestiftung Umwelt mit insgesamt 498.000 Euro geförderte Projekt ist im März 2020 gestartet und läuft bis November 2023.
„Nach unserem Kenntnisstand schließen sich erstmalig Produktion und Handel zusammen, um die Konsequenzen solch einer ressourcenschonenderen Produktion von frischem Gemüse in der Wertschöpfungskette zu untersuchen“, sagt Dr. Hendrik Führs, bei der LWK Niedersachsen Leiter des Fachbereichs „Beratung und Qualitätsmanagement im Gartenbau“, der das Gesamtprojekt koordiniert. „Die Gemüsebaubetriebe wollen einen Beitrag zum Wasser- und Ressourcenschutz leisten. Gleichzeitig stehen sie in der Verantwortung, qualitativ hochwertige Lebensmittel zu produzieren“, fährt Führs fort. „Die LWK Niedersachsen begleitet die praxisgerechten Düngeversuche auf dem Acker stetig und bewertet die Qualität des Gemüses hinsichtlich ihrer Vermarktungsfähigkeit“, ergänzt Melanie Seehausen.