Beim globalen Frischfrucht-Transport per Schiff ist „viel Druck im System“, erklärte Drewry-Experte Philip Gray auf der Bühne des Logistics Hub der FRUIT LOGISTICA 2025. Für 2025 sieht er dennoch Chancen für eine leichte Entspannung.

Philip Gray spricht in Berlin über die Situation des Kühltransports.

Philip Gray

Image: Messe Berlin

Die vergangenen zwölf Monate seien „wirklich schlecht“ gewesen für die Kühlfrachtbranche, sagt Philip Gray, Reefer-Analyst bei dem Beratungsunternehmen Drewry. Im Schiffstransport von gekühlten Gütern wie Fleisch, Tiefkühlware sowie Obst und Gemüse, stehe das gesamte System mit seinen Kapazitäten dermaßen unter Druck, dass schon kleinste Störungen die Lieferketten massiv beeinträchtigen. Gerade für den Frischfruchthandel drohen damit immer wieder Ausfälle und Verluste, so Gray: „Für den Frischfrucht-Bereich ist die Verlässlichkeit der Verschiffung nach wie vor eine der größten Herausforderungen. Also die Frage: werden Zeitpläne eingehalten, die Ankunftszeiten, die Ablegezeiten?“

Verschiebungen am Beispiel Haiti

Ein Beispiel aus dem vergangenen Jahr skizzierte Gray in seiner Keynote– nämlich Haiti: „Ein kleiner Ort, über den normalerweise niemand groß redet. Dann wird der Hafen für drei Monate geschlossen, und die Ladungen mussten in den Hubs von Kingston und Cartagena gelöscht werden. Das verstopft diese Hubs, Kühlfracht bleibt in den entstehenden Staus stecken, Schiffe häufen Verspätungen an.“ Solche Phänomene seien überall in der Welt zu sehen, auch in den Mittelmeerhäfen von Europa.

Tatsächlich habe die Schifffrachtbranche im vergangenen Jahr so ziemlich alles an Schiffen und Containern auf die Meere gebracht, was ging, sagte Gray weiter. Der Grund: Durch De-facto-Streckensperrungen wie im Suezkanal sinkt die Effizienz der Transporte – denn Umwege kosten Zeit und folglich Transportkapazitäten. „Bei den Containertransporten sehen wir einen gewaltigen Gewinnsprung”, sagte Gray. „Ein zusätzliches Schiff hier, ein zusätzliches Schiff dort, das puscht den Markt.“

Neue Schiffe und eine starke Container-Produktion

Für 2025 hofft der Reefer-Experte auf eine leichte Entspannung. Zum einen weil schon im vergangenen Jahr die Produktion von Containern um satte 28 Prozent gestiegen ist – und auch für dieses Jahr starke Produktionsmengen in Aussicht stehen. Zum anderen weil 21 neue Schiffe im Markt erwartet werden – „das hat schon Rekordqualitäten“, so Gray. Von den Neubauten seien acht Schiffe auf Fruchttransporte ausgerichtet, alle anderen auf Tiefkühlware. Aktuell umfasse die spezialisierte Reefer-Flotte 461 Schiffe mit 164 Millionen Kubikfuß. Mit den 21 Newcomern komme nicht nur eine „ordentliche Menge“ hinzu, sondern die neuen Schiffe seien auch viel effizienter. „Wir können nur hoffen, dass das die Dinge etwas entspannt.“

Mehr zum Rahmenprogramm der FRUIT LOGISTICA 2025 finden Sie in unseren kommenden Ausgaben.