Der Frühling hat kaum begonnen, und schon haben die Niederlande mit Problemen zu kämpfen, die mit der Trockenheit zusammenhängen. Sowohl die Natur als auch die Landwirtschaft leiden darunter, so Wageningen University & Research (WUR).

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Image: Tanja Esser/AdobeStock

Emma Knol, Forscherin für klimaresiliente Landwirtschaft an der WUR, entwickelt ein Instrument, das die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirte auf betrieblicher Ebene transparent macht und zeigt, welche Maßnahmen dazu beitragen können, dass die Landwirtschaft auch in Zukunft lebensfähig bleibt. „Eine klima- und wasserresistente Landwirtschaft ist aber nicht nur eine Herausforderung für Landwirte.” 

Was ist noch möglich bzw. nicht mehr machbar?

Dürre in den Niederlanden ist kein Einzelfall mehr. In den vergangenen zehn Jahren habe man häufig lange Dürreperioden erlebt, vor allem im Sommer. Jetzt erlebe man auch eine andere Folge des Klimawandels: heftige Regenfälle und lang anhaltende Regenperioden. Beide Wetterextreme haben erhebliche Folgen für die Landwirte, erklärt Knol. „Aufgrund von Trockenheit erhalten die Pflanzen in einigen Regionen oder zu bestimmten Zeiten nur eine begrenzte Bewässerung, was zu geringeren Erträgen oder sogar zu Ernteausfällen führen kann. Ebenso können starke Regenfälle die Ernten schädigen. Außerdem kann eine nasse Periode dazu führen, dass die Landwirte gezwungen sind, später mit der Aussaat zu beginnen oder die Ernte zu verschieben. Auch der Einsatz schwerer Maschinen auf wassergesättigten Feldern kann zu einer Bodenverdichtung führen.“

Knol erklärt, dass Trockenheit auf sandigen Böden besondere Herausforderungen mit sich bringt. „Auf solchen Böden fließt das Wasser leichter in den Untergrund als auf Tonböden, sodass das Wasser schneller verloren geht. Andererseits neigen Lehmböden dazu, das Wasser nach starken Regenfällen länger zu speichern. Jede Region steht also vor ihren eigenen Herausforderungen. Entlang der Küste stellt sich zudem das Problem der Versalzung als Folge des steigenden Meeresspiegels und der Trockenheit. Eine aktuelle Studie der WUR zeigt, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft noch zunehmen werden. Wir werden sorgfältig prüfen müssen, was in den einzelnen Gebieten noch machbar ist. Die Zahl der geeigneten Standorte für den derzeitigen Anbau von Kulturpflanzen wird kontinuierlich abnehmen, und manchmal wird der Anbau verlagert werden müssen. Dies ist bereits der Fall - die Versalzung führt bspw. zu einer Verlagerung des Zwiebelanbaus vom Westen in den Osten der Niederlande.”

Von anderen Ländern lernen

Als Forscherin für klimaresistente Landwirtschaft unterstützt Knol Landwirte bei der Bewältigung der Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, auf verschiedene Weise. So arbeitet sie bspw. gemeinsam mit Interessengruppen wie dem Landwirtschaftsverband LTO und Finanzinstituten an einem Klimastresstest, einem Instrument, das die Risiken und Auswirkungen des Klimawandels auf betrieblicher Ebene verdeutlicht. „Der Landwirt gibt die Anzahl der Hektar und die Art der angebauten Pflanzen ein, woraufhin das Tool die finanziellen Folgen des Nichtstuns anzeigt. Wirtschaftliche und klimatologische Modelle untermauern diese Berechnung. Der Test soll zunächst vor allem die Dringlichkeit des Klimawandels verdeutlichen. Danach erscheint ein Merkblatt mit möglichen Maßnahmen, wie z.B. die Speicherung von Wasser rund um die Felder, der Einsatz von Techniken wie Präzisionsbewässerung oder der Anbau alternativer, klimaresistenter Kulturen. Diese Informationen bilden dann die Grundlage für ein Gespräch mit einem Berater.“

Aufgrund der zunehmenden Häufigkeit von extremen Wetterereignissen beginnt das Klima in den Niederlanden dem der südeuropäischen Länder zu ähneln, stellt Knol fest. „In Spanien und Südfrankreich z.B. sind die Landwirte bereits an längere Dürreperioden gewöhnt. Andere Länder können von ihren Erfahrungen lernen. Im europäischen Projekt Klimafarm Demo tauschen wir Wissen und Erfahrungen aus. Rund 1.500 Demobetriebe sind daran beteiligt, darunter 60 aus den Niederlanden. Wir organisieren z.B. Demonstrationen zum Wassermanagement und zur Bodenqualität im Zusammenhang mit der Anpassung an den Klimawandel und dem Klimaschutz. Gesunde Böden mit einem hohen Gehalt an organischer Substanz sind widerstandsfähiger gegen extreme Wetterereignisse. Das Projekt soll den Landwirten auch zeigen, was sie in Bezug auf die künftigen Klimabedingungen zu erwarten haben. Durch die Untersuchung der Bedingungen in Südeuropa können die Landwirte in den Niederlanden und Deutschland Einblicke in die Zukunft gewinnen und sich entsprechend vorbereiten.

Eine Zukunft aus verschiedenen Perspektiven

Die Zukunft wird nicht nur durch den Blick auf andere Länder beleuchtet, sondern auch durch die Entwicklung von Zukunftsszenarien. Dies geschieht im Rahmen des Projekts Landwirtschaft Klima 2050. Knol erklärt: „Die Grundlage für diese Szenarien bilden die Beiträge der verschiedenen Interessengruppen - darunter Landwirtschafts- und Gartenbaubetriebe, staatliche Stellen, Naturschutz- und zivilgesellschaftliche Organisationen. Wir bewerten aus verschiedenen Blickwinkeln, was unterschiedliche Klimatrends für die Art und Weise bedeuten, wie die nächste Generation von Landwirten eine klimafreundliche Landwirtschaft betreiben kann. Eine Perspektive betrifft die Frage, welche Kulturen weiterhin möglich sein werden, eine andere konzentriert sich auf Wassermanagementstrategien zur Aufrechterhaltung der Pflanzenproduktion, und eine dritte betrachtet die Beziehung zwischen Landwirtschaft und Natur oder städtischen Gebieten. Auf der Grundlage dieser Zukunftsvisionen legen wir die Schritte fest, die Landwirte und andere Akteure auf dem Weg ins Jahr 2050 unternehmen müssen.“

Klimamaßnahmen wirken sich je nach Region, Bodenart und -qualität, den angebauten Pflanzen und der Art des Betriebs unterschiedlich aus, so Knol. „Es wird immer eine Kombination von Maßnahmen erforderlich sein - es gibt kein Patentrezept. Wenn die Landwirte jedoch nichts unternehmen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Betrieb in der Zukunft überlebt, ungewiss. Ich beobachte, dass viele Landwirte mit dem wirtschaftlichen Dilemma zu kämpfen haben, ob sie in Maßnahmen wie unterirdische Wasserspeicherung investieren oder mit einem Konzept für eine neue Kulturart experimentieren sollen. Aufgrund dieses Dilemmas werden viele Maßnahmen derzeit ad hoc umgesetzt. In Zeiten der Dürre kann es vorkommen, dass plötzlich ein zusätzliches Gerät angeschafft werden muss; ebenso erfordern extreme Regenfälle oft sofortige und vielfältige Reaktionen. Diese kurzfristigen Maßnahmen tragen jedoch nicht dazu bei, den Betrieb langfristig klimaresistent zu machen.”

Nicht nur Herausforderung für Landwirte

Abschließend betont Knol, dass eine klimafreundliche Landwirtschaft nicht allein in der Verantwortung der Landwirte liegt. „Es ist eine Angelegenheit, an der alle Beteiligten beteiligt sind. Es geht nicht nur um ein paar Maßnahmen auf dem Bauernhof, sondern um die Gestaltung des gesamten Umfelds. Die Rückhaltung von Wasser im Untergrund, in Gräben und Bächen erfordert eine enge Zusammenarbeit mit anderen Parteien wie Wasserbehörden, der Provinz und Naturschutzorganisationen. Wir bemühen uns, diese Parteien so weit wie möglich in unsere Projekte einzubeziehen, z.B. durch Workshops und Diskussionen. Erfreulicherweise sehen wir bei diesen Gruppen eine große Bereitschaft, bei der Regionalplanung zusammenzuarbeiten. Von einer widerstandsfähigen Umwelt profitieren alle. Wir hoffen, dass wir diese Entwicklung mit unserem Wissen und unseren Instrumenten unterstützen können.“