2024 konnte Italien einen neuen Rekord der Exporte für frisches Obst und Gemüse erzielen: Zum ersten Mal wurde der Wert von insg. 6 Mrd Euro überschritten, berichtet die italienische Branchenvereinigung Fruitimprese stolz. Die 6,056 Mrd Euro stellen ein Wachstum von 5,3 % zum Vorjahr 2023 dar, die exportierten Mengen sind mit +9 % auf 3.751.017 t ebenfalls gestiegen.

Besonders gut hat sich dabei die Kategorie der Citrusfrüchte entwickelt: 18,8 % mehr Menge wurde 2024 exportiert, der Wert stieg um 11,4 % an. Auch bei Trockenobst und Nüssen lief 2024 positiv, +13,7 % der Exportmenge, allerdings bei einem Wert-Zuwachs von nur 0,3 % angestiegen – ein Punkt, den die Akteure im Auge behalten sollten. Ähnliches Bild bei Knollen-, Hülsenfrüchten und Gemüse, die 2024 +12,1 % in der Menge gestiegen sind, im Wert jedoch unverändert bleiben. Tropische Früchte sind im Export um 9,5 % in der Menge bzw. um 8,8 % im Wert gestiegen. Export-Schwergewicht bleibt das Frischobst, das sich mit Exportergebnissen von 2.162.375 t (+6,3 %) bzw. 3,23 Mrd Euro (+8,7 %) in 2024 deutlich zum Vorjahr steigern konnte – im Vergleich zu anderen Kategorien steht hier das Wert- vor dem Mengenwachstum. Die insgesamt geringeren Produktionsmengen schlagen sich noch nicht auf den Export nieder, stellt Fruitimprese fest.

Äpfel

Äpfel sind 2024 gegenüber 2023 sowohl im Wert (+12,18 % auf 1,02 Mrd Euro) als auch in der Menge (+10,14 % auf 918.773 t) gestiegen.

Fokus auf Qualität und Sorten zahlt sich aus

Unangefochten auf Platz 1 der Kategorie Frischobst: Äpfel, die im Vergleich zu 2023 sowohl im Wert (+12,18 % auf 1,02 Mrd Euro) als auch in der Menge (+10,14 % auf 918.773 t) steigen. Auf der zweiten Stufe des Treppchens stehen Trauben, die sich zwar in der Exportmenge leicht reduzieren (-4,31 % auf 361.684 t), im Wert hingegen ebenfalls deutlich zulegen (+13,44 % auf 912,22 Mio Euro). Dies zeige, dass der Fokus auf neue Sorten erfolgreich sei, urteilt Fruitimprese. Kiwis hingegen hatten 2024 deutliche Rückgänge zu verbuchen und verlieren knapp ein Viertel (-24,54 %) in der Menge (217.054 t), im Wert -3,27 % (563,32 Mio Euro). Während Pflanzenkrankheiten und Schädlinge für den Rückgang sorgten, hätten gelb- und rotfleischige Sorten zur Stabilisierung des Werts beigetragen, so die Vereinigung.

Bei Citrusfrüchten stellt Fruitimprese leichte Rückgänge bei Orangen fest (-0,58 % auf 104.774 t in der Menge bzw. -5,64 % auf 125,83 Mio Euro im Wert), während Zitronen sich 2024 steigern konnten (+12,14 % auf 51.604 t in der Menge bzw. +5,36 % auf 77,18 Mio Euro im Wert). Positiv hervorzuheben ist die Entwicklung bei Pfirsichen und Nektarinen, die im vergangenen Jahr 37,1 % auf 117.854 t in der Menge zulegen konnten und auch im Wert mit +25,53 % auf 160,57 Mio Euro eine gute Performance bewiesen, was vor allem auf neue Sorten und ein insgesamt gestiegenes Qualitätsniveau zurückzuführen sei. Aufgrund der bekannten Produktionshindernisse, v.a. Pflanzenkrankheiten und Frost, konnten sich Birnen 2024 nicht erholen und schlossen das Jahr 2024 mit -6,19 % bei den exportierten Mengen (41.928 t) bzw. -13,41 % im dazugehörigen Wert (65,52 Mio Euro) ab.

Fruitimprese-Präsident Marco Salvi

Fruitimprese-Präsident Marco Salvi

Image: Fruitimprese

Branche leidet unter Krisen und Ideologien

Angesichts wachsender Herausforderungen sei dieses Rekordergebnis umso bedeutender, betont Fruitimprese-Präsident Marco Salvi. Auf internationaler Ebene behinderten die Konflikte im Zusammenhang mit dem Suezkanal sowie dem Gazastreifen den Export, z.B. von Äpfeln und Kiwis nach Indien und Südostasien, und national komme ein unaufhaltsamer Rückgang des Anbaus hinzu: „In den vergangenen zehn Jahren haben wir 80 % bei der Birnenernte eingebüßt, 75 % bei Kiwis und 25 % der Pfirsichproduktion“, zählt er auf. Bedingt werde dies z.T. durch den Klimawandel, doch hauptsächlich durch Maßnahmen der EU, die Pflanzenschutzmittel (PSM) reduziere, ohne verwendbare Alternativen zu liefern.

So entstehe eine Krise mit Ansage: Die Zahl der Krankheiten und Schädlinge steige an, während die Schutzmöglichkeiten sinken und die Forschung in Europa – Stichwort New Breeding Techniques – seit über einem Jahr durch fehlende Einigung bei EU-weiten Regelungen blockiert werde. Die O+G-Branche werde so zum „Opfer der Ideologien und einer kurzsichtigen Betrachtung der Realität“, stellt Salvi klar. Die größte Schwierigkeit sei aktuell nicht mehr, einen rentablen Preis zu erzielen, sondern, überhaupt Ware zum Verkauf zu haben. „Besser strukturiertere Unternehmen“ kauften daher Betriebe auf, um sich dank dieser Joint Ventures ihre Spitzenposition auf dem Markt zu sichern. Hoffnung schöpfe er aus der Amtsantrittsrede des EU-Kommissars Christophe Hansen, der dort erklärte, dass die Kommission (mit einigen Vorbehalten) weitere Verbote von PSM sorgfältig prüfen werde, wenn noch keine Alternativen verfügbar seien. „Unserer Branche bleibt nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass den Worten auch Taten folgen“, erklärt Marco Salvi abschließend.

Wie sich 2024 für die italienischen Konsumentinnen und Konsumenten entwickelt hat, lesen Sie ab 21. März in Ausgabe 12 des Fruchthandel Magazins.