Einst Synonym für Abate Fetel, die wohl bekannteste italienische Birne, ist die Branche aktuell eher für diverse Schicksalsschläge bekannt - zuletzt die Überschwemmungen in der Emilia-Romagna, einem bedeutenden Anbaugebiet der beliebten Früchte, das gemeinsam mit dem Veneto, dem Piemont, der Lombardei und Friaul-Julisch Venetien 74 % der nationalen Flächen beheimaten.
In den vergangenen fünf Jahren ist die Birnenproduktion im Belpaese um 75 % eingebrochen, die Anbauflächen sind innerhalb von zwölf Jahren um 35 % geschrumpft - rund 15.000 ha weniger. Wurden damals noch 926.000 t Birnen angebaut, so kommen die Landwirte in diesem Jahr gerade einmal auf 180.000 t. Der Rückgang zeigt sich auch in anderen Aspekten: Der Ertrag sei von durchschnittlich 20,6 t pro ha im Vorjahr auf nur noch 7,5 t/ha in diesem Jahr gesunken, erklärte Ersilia Di Tullio des Analysekonzerns Nomisma der italienischen Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore. Die Preise sind ebenfalls betroffen und gingen Hand in Hand mit einem qualitativen Rückgang der Birnen, heißt es dort. Während es also in der Vergangenheit noch um die Erschließung neuer Märkte für die Mengen an Birnen gegangen sei, gelte es nun, überhaupt erst einmal diese Mengen zu produzieren, was durch Faktoren wie den Klimawandel, Schädlinge und Pflanzenkrankheiten zusätzlich erschwert werde.
Etikettenschwindel im ital. LEH
So komme es verstärkt zu Importen - und diese werden zumindest in Italien auch hin und wieder falsch gekennzeichnet, wie die Fachseite Italia Fruit News jüngst vermeldete. In zahlreichen Stichproben wurden im italienischen LEH Birnen als 100%ig italienische Erzeugnisse präsentiert, bei genauerem Hinsehen stellte sich dann jedoch heraus, das die Früchte u.a. aus Belgien oder Spanien importiert wurden. Es gehe dabei natürlich nicht darum, alles über einen Kamm zu scheren, betonte IFN-Redakteur Fabrizio Pattuelli, habe man doch größtenteils Transparenz und übereinstimmende Informationen auf Schildern und Etiketten vorgefunden. Dennoch, so das Fazit, seien jegliche Täuschungsmanöver “respektlos gegenüber der Branche, die sich in einer der schwersten Krisen aller Zeiten befindet”. Es sei daher im Interesse aller, vor allem der Erzeuger, diesen Praktiken ein Ende zu setzen, so Pattuelli.
Regierung verspricht Hilfen für die Branche
Währenddessen roden Birnenproduzenten in der Emilia-Romagna ihre Anbauflächen, berichtet Adriano Aldovrandi, Präsident von UnaPera sowie des Opera-Konsortiums. In Modena fehlten in dieser Saison 80 % der Mengen. Landwirtschaftsminister Lollobrigida habe nun 10 Mio Euro an Hilfen zur Verfügung gestellt. Diese seien ein “erster Schritt”, doch bei weitem nicht ausreichend, um die Verluste zu decken, stellte Davide Vernocchi klar, O+G-Koordinator des Brachenverbands Alleanza Cooperative Italiane Agroalimentare, weshalb man weitere Unterstützung für 2024 gefordert habe. Im kommenden Haushalt würden weitere Mittel für die O+G-Branche vorgesehen, wird Staatssekretär für Landwirtschaft Patrizio La Pietra bei Il Sole 24 Ore zitiert.