Dass der Brexit (böse) Überraschungen bereithält, wurde während der Verhandlungen zur Genüge deutlich. Kein Wunder also, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzt. Medienberichten zufolge ist es nämlich zum ersten Logistik-Chaos gekommen. Aber nicht in Großbritannien, wie es nur logisch zu vermuten gewesen wäre, sondern in der EU – genauer: in Irland. Aber nicht etwa bei der Lkw-Ausreise in britische Fährhäfen oder bei der Einreise in irische, sondern wegen der Bürokratie in den Logistikzenten, weshalb viele Lkw gar nicht erst gestartet seien, so die Berichte.
Vor allem bei den großen Supermarktketten in der Republik Irland und auch in Nordirland, die frische Lebensmittel von der britischen Nachbarinsel importieren, blieben in den vergangenen Tagen Regale leer. Um Importe wieder zu ermöglichen, wurden – zumindest provisorisch – die Einfuhrregeln gelockert. Nordirland ist zwar Teil des Vereinigten Königreichs, wird aber laut Austrittsabkommen nach den Regeln der EU-Zollunion und des Binnenmarkts behandelt. Damit soll eine harte Grenze zum EU-Mitglied Republik Irland und ein Wiederaufflammen des Nordirland-Konflikts verhindert werden. Das bedeutet aber zugleich, dass der Warenverkehr zwischen Nordirland und dem Rest Großbritanniens kontrolliert werden muss, von Zollerklärungen bis Gesundheitsbescheinigungen für tierische Lebensmittelprodukte, berichtet die Tagesschau. Die Schonfrist für vereinfachte Kontrollen bei der Lebensmittel-Lieferung aus der EU nach Nordirland endet am 31. März. Nun fordern die Handelsketten eine frühzeitige Einigung auf eine Langfrist-Lösung mit der EU, mehr Zeit beim Aufbau des neuen Systems und Hilfe bei der Bewältigung der neuen bürokratischen Hürden.