Trends sind nicht nur Apps und Fashion – sie machen auch vor Lebensmitteln nicht halt. Dies zeigte Lu Ann Williams auf, Mitbegründerin und Global Insights Director des niederländischen Unternehmens Innova Market Insights, als sie die Top-10-Trends für das kommende Jahr präsentierte.
Und so, wie auch die Welt nicht klar in Schubladen einteilbar ist, sind auch die Trends nicht klar voneinander abzugrenzen. Die Kosten eines Produktes etwa spielen in vielen Punkten eine Rolle. Verbraucher werden immer mehr darauf achten, was ihnen ein Kauf wert ist und dabei bestimmte Aspekte verstärkt berücksichtigen, u.a. die Frische, regionale Herkunft, aber auch die gesundheitlichen Vorteile. Doch auch der Faktor „Entertainment“ werde als Wert wahrgenommen. Noch lege zwar insbesondere die Gen Z Wert auf neue Erlebnisse, doch auch bei Ü30-Konsumenten seien innovative Herstellmethoden oder unerwartete Geschmackserlebnisse ein wichtiger Punkt – gerade bei Impulskäufen; und genau diese sind, kombiniert mit den Aspekten Frische und Gesundheit, in appetitlich präsentierten Obst- und Gemüseabteilungen sicherlich häufiger anzutreffen als in manch anderen Regalgängen. Die Frage der Ausgaben wird laut Williams zukünftig auch stärker von ihrem anderen Ende betrachtet, heißt: Wo können Kosten eingespart werden, z.B. durch Reduzierung von Lebensmittelverschwendungen oder Re- bzw. Upcycling. Durch diese Eigeninitiative hole sich der Verbraucher ein Stück weit die Kontrolle zurück, die in der vorherrschenden Unsicherheit zu oft als verloren gewähnt wurde, erläuterte Williams.
Auch Trends der Landwirtschaft thematisierte sie, denn angesichts einer immer weiter wachsenden Weltbevölkerung sei es unerlässlich, neue und überarbeitete Anbaumethoden zu entwickeln. Das Konzept der regenerativen Landwirtschaft könne dabei genau wie Vertical Farming ein Teil der Lösung sein, Menschen in der Stadt und auf dem Land mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Und gerade, wenn innovative Methoden der Landwirtschaft eingesetzt würden, sei es sinnvoll, deren Vorzüge auf der Verpackung zu erläutern – denn wenn das Produkt dadurch natürlicher, nachhaltiger oder gesünder wird, steige die Wahrscheinlichkeit, dass es im Einkaufskorb des Verbrauchers landet. Kommunikation und Transparenz: Faktoren, die laut Williams 2023 an Bedeutung zunehmen werden. Und genau in diesem Sinne müsse ein Unternehmen auch keine Angst vor Unperfektheit haben: Häufig kämen Verpackungen, die nicht nach perfekt gestyltem Konzern aussähen, sowie ehrliche Statements zu Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit besser an als aufgehübschte Hülsen. Die Konsumenten seien neugierig, mehr über die Hintergründe zu erfahren, würden sich gerne involvierter fühlen. Insbesondere die Gen Z könnten damit gut erreicht werden.
Und auch, wenn das Thema Convenience weiterhin ein wichtiges Kriterium bei der Ernährung und Zubereitung von Lebensmitteln sei – zwei Drittel der Verbraucher geben schließlich an, schnelle und unkomplizierte Lösungen zu bevorzugen – so wird die letztendliche Kaufentscheidung, z.B. bei einer Kochbox, dann doch von den bereits erwähnten Faktoren Preis/Leistung, Frische und Nährwerte getrieben. Erfolgreiche Aussichten böten daher Konzepte, bei denen direkt und plakativ auf Ernährungspräferenzen eingegangen werde und die mit Schlagwörtern wie „low carb“, „hoher Proteingehalt“ oder „vegan“ auf der Verpackung warben.
Apropos „vegan“: Pflanzliche Ernährung war für Williams ein weiterer großer Trend für 2023. Dass diese kommt, war in ihren Augen eher eine Frage des „wann“ als des „ob“. Dabei wünschten sich Verbraucher neben Optimierungen des Geschmacks bzw. der Textur und einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis auch möglichst wenig Zusatzstoffe. Außerdem sei das Interesse an „eigenständigen Produkten“ groß, die nicht nur bestehende Milch- oder Fleischerzeugnisse nachahmten, stellte Williams die Ergebnisse vor. Zwar habe sich das Wachstum dieser Warengruppe leicht verlangsamt, doch erwarte man immer noch +5 % im Volumen (bzw. 7 % im Wert).