Von neuen Techniken der Pflanzenzüchtung wie dem Genome Editing erwarten Experten erhebliche Fortschritte für eine nachhaltigere, an die Folgen des Klimawandels angepasste, Landwirtschaft. Alle Beteiligten müssen dazu beitragen, die Chancen der neuen Techniken auch nutzen zu können. Unter dem Titel 'Mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft mit neuen Züchtungstechniken - Rahmenbedingungen, Perspektiven, Beispiele' hatten 18 Verbände der Agrar- und Ernährungswirtschaft in Deutschland zur Online-Veranstaltung „Dialog Genome Editing' geladen.
Prof. Dr. Urs Niggli, Direktor agroecology.science, betonte den klaren wissenschaftlichen Unterschied zwischen klassischer Gentechnik mit Übertragung von artfremden Genen und den neuen Züchtungstechniken. Aus seiner Sicht müsse diese Differenzierung gesellschaftlich breit diskutiert werden. Da die Wahlfreiheit der Verbraucher ein wichtiges Gut sei: 'In Zukunft wird es zwei Züchtungsstrategien geben: Eine, die auf der traditionellen Kreuzungszüchtung basiert, und die vor allem die Öko-Züchter erfolgreich verfolgen, und eine, die auf der Genom-Editierung basiert. Bei letzterem Weg ist absehbar, dass rasch sehr große Fortschritte möglich werden. Beide Wege sollten in einer Art der friedlichen Koexistenz intensiv verfolgt werden.'
Dr. Sabine Jülicher, Direktorin für Sicherheit von Lebens- und Futtermitteln, Innovation, DG SANTE, Europäische Kommission, stellte heraus, dass neue Züchtungstechniken zur Zielerreichung der Farm-to-Fork-Strategie der EU-Kommission beitragen könnten, Landwirtschaft nachhaltiger zu machen. 'Wir müssen in einem aktiven Dialog definieren, was unsere Ziele sind und dann die Innovationen, die darauf hinzielen, in Europa fördern. Es ist ganz wichtig, dass Europa offen für Innovationen bleibt', so Jülicher. Der Rechtsfindungsprozess in Europa funktioniere nur unter Einbeziehung der Mitgliedstaaten und deren Gesellschaften: 'Wir brauchen einen Konsens und einen Weg nach vorn.'
Alle Referenten waren sich einig, dass die Landwirtschaft schnell Innovationen brauche, um auf die Herausforderungen des Klimawandels zu reagieren und die politisch geforderte Optimierung des Einsatzes von Pflanzenschutz- und Düngemitteln zu gewährleisten. Pflanzenzüchtung sei eine Stellschraube im System, die Methoden des Genome Editing wiederum seien erfolgversprechende Werkzeuge im Repertoire der Züchter. Diskussion gab es bei den Referenten zu der Frage, wie und wie schnell der rechtliche Rahmen für den Einsatz der neuen Techniken angepasst werden sollte, um eine Anwendung auch für möglichst viele Unternehmen zu ermöglichen.