Stabile Preise, besserer Zugang zu Krediten und mehr finanzielle Stabilität haben die Widerstandsfähigkeit von Fairtrade-zertifizierten Organisationen in Zeiten der Covid-19-Pandemie deutlich erhöht, so das Ergebnis einer jetzt veröffentlichten Studie. Fairtrade-Organisationen war es so möglich, die globale Krise besser zu überstehen und die Auswirkungen auf ihre Mitglieder und Beschäftigten zu verringern.
Die von Scio Network und Athena Infonomics durchgeführte Studie mit dem Titel 'Fairtrade-Zertifizierung und Widerstandsfähigkeit von Erzeugerinnen und Erzeugern in Krisenzeiten' (Fairtrade certification and producer resilience in times of crises) untersuchte die Erfahrungen von Fairtrade- und Nicht-Fairtrade-zertifizierten Kaffee-, Bananen- und Blumenproduzentengruppen in Indonesien, Peru und Kenia.
'Unsere Untersuchung zeigt, dass die Fairtrade-Zertifizierung das soziale Wohlergehen der Haushalte um bis zu 20 % erhöhte, im Gegensatz zu keiner oder einer alternativen Zertifizierung', sagte Manuela Günther, Leiterin der Abteilung Monitoring und Wirkungsevaluierung bei Scio Network und Forschungsleiterin der Studie. 'Haushalte, die mit Fairtrade-zertifizierten Erzeugerorganisationen verbunden sind, waren außerdem wirtschaftlich widerstandsfähiger, was ihnen half, die Auswirkungen von Covid-19 besser zu überstehen, und auch bei künftigen Krisen zu einer größeren Resilienz beitragen wird.'
Haushalte, die Fairtrade-zertifizierten Organisationen angehören, gaben im Vergleich zu Nicht-Fairtrade-Haushalten mit einer um zwölf Prozentpunkte geringeren Wahrscheinlichkeit an, von 'starken oder sehr starken Auswirkungen' von Covid-19 betroffen zu sein.
Die Studie gilt als eine der ersten, die die Schlüsselfaktoren untersucht, die dazu geführt haben, dass einige Erzeugerorganisationen und Haushalte von Bäuerinnen, Bauern und Beschäftigten die intensivste Phase von Covid-19 besser überstanden haben als andere. Zu den in der Studie identifizierten Schlüsselfaktoren, die Fairtrade-zertifizierte Organisationen und Haushalte von der Pandemie entlastet haben, gehörten bereits vor der Pandemie verfügbare finanzielle Nachhaltigkeit der Organisation und Zugang zu Krediten, Unterstützung aus dem mit 15 Mio Euro ausgestatteten Covid-19-Hilfs- und Resilienzfonds von Fairtrade und Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie Initiativen zur Einkommensdiversifizierung und Ernährungssicherheit für ihre Mitglieder und Beschäftigten.
'Wir wissen, dass der Klimawandel und die derzeitige globale politische und wirtschaftliche Instabilität die Bäuerinnen, Bauern sowie Arbeiterinnen und Arbeitern in naher Zukunft vor immer größere Herausforderungen stellen werden', sagte Dr. Arisbe Mendoza, Direktorin für Global Impact bei Fairtrade International. 'Deshalb fordern wir alle Akteure auf, dafür zu sorgen, dass Produzenten weiterhin finanzielle Nothilfe erhalten, um dringende Gesundheits- und Sicherheitsbedürfnisse zu erfüllen sowie Verluste und Schäden zu bewältigen. Sie benötigen faire Preise durch langfristige Handelsbeziehungen, damit sie finanzielle Stabilität aufbauen können, und Zugang zu Krediten und Einkommen, damit sie in eine nachhaltigere und vielfältigere Mischung von Einkommensströmen investieren können.'