'Vom 5. bis 7. April fand in Berlin die Weltleitmesse zur Vermarktung von Obst und Gemüse statt – mit, aus unserer Sicht, erschreckend geringer Beteiligung deutscher Aussteller. Die sogenannte Deutschlandhalle, direkt am Eingang Nord, das Entrée zur Messe, musste aufgrund der vielen Absagen zur Hälfte als Eingangshalle umfunktioniert werden. Frustrierend war für die wenigen verbleibenden Aussteller der Strom von Besuchern, der zielstrebig an ihnen vorbei in den internationalen Teil der Messe strömte.
Die Argumente gegen eine Beteiligung an der Messe lauteten: Vorosterwoche, Personalmangel, Pandemie, Kosten, Risiko. Diese ungünstigen Verhältnisse galten aber noch viel mehr für die internationalen Aussteller. Diese hatten zusätzliche höhere Anreisekosten und ein höheres Ausfallrisiko.
In den vergangenen 70 Jahren hatten wir nie größere Herausforderung zu bewältigen als in der jetzigen Zeit. Das sahen die internationalen Aussteller offensichtlich auch so. Deren Hallen waren gut besucht und die meisten namhaften Größen der dortigen Anbieter waren mit Ständen vertreten. In den heutigen Zeiten ist es sicher auch weit mehr als eine Randnotiz wert zu erwähnen, dass sich unter den Ausstellern auch 13 ukrainische Firmen befanden, so wie auch viele Besucher aus der Ukraine vor Ort waren. Und wer hat eine schwierigere Situation zu bewältigen als diese? Da war es eine Selbstverständlichkeit, dass sich der deutsche Landwirtschaftsminister dort zeigte und Unterstützung zusicherte. Aber welche deutschen Stände hat er besucht? Wo waren unsere Verbände und Genossenschaften, um die Bedürfnisse der Landwirtschaft kund zu tun?
Oft wird es in unserer Branche thematisiert, dass 'Frische' und unsere Produkte nicht genügend wertgeschätzt werden. Auch aktuell haben wir eine Diskussion darüber, dass es uns nur schwer oder gar nicht gelingt, die massiven Preiserhöhungen weiter zu geben. Auf der anderen Seite lesen wir aber, dass die Preise im LEH für eine Vielzahl von Produkten steigen. Die FRUIT LOGISTICA wäre eine Gelegenheit gewesen, um die Themen unserer Branche in den Fokus zu stellen. Sie wäre eine Chance gewesen, den LEH zu Gesprächen zu bitten, denn nur gemeinsam werden wir die aktuellen Herausforderungen meistern. Sie wäre auch die Chance gewesen, Beständigkeit zu zeigen und das Signal zu senden, dass die Branche bereit ist, die Herausforderungen anzunehmen.Unserer Meinung nach lassen sich die Themen unserer Zeit nicht komplett digital besprechen. Für die deutsche Frischebranche war die FRUIT LOGISTICA 2022 eine große Chance, welche leider von sehr vielen wichtigen Marktteilnehmern ungenutzt gelassen wurde.'
Claudia und Frank Schuh, L&S