Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze haben den Beitritt Deutschlands zur weltweiten Koalition für Agrarökologie erklärt. Zentrales Ziel der Agrarökologie-Koalition ist die Umstellung der Landwirtschaft auf nachhaltige Anbaumethoden durch Politik, Wissensaustausch und die Bereitstellung finanzieller Ressourcen.

Die Bundesregierung treibt dies in Deutschland und Europa voran und unterstützt zugleich Partnerländer weltweit dabei, einen agrarökologischen Ansatz zu verfolgen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir: „Die Klimakrise bedroht die Landwirtschaft und unsere Ernährung auf der ganzen Welt durch Hitze, Dürre oder Starkregen. Gleichzeitig tragen intensive Tierhaltung und Monokulturen weltweit bei zu Übernutzung von Böden, gefährden die Artenvielfalt und verursachen große Mengen an Treibhausgasen. Diese multiplen Krisen bekämpfen wir am besten gemeinsam, mit den Landwirtinnen und Landwirten vor Ort und mit der Natur und ihren natürlichen Kreisläufen. Mit an Hitze, Dürre oder Starkregen angepassten Pflanzen, die widerstandsfähig sind gegen Schädlinge und mit wenig Dünger auskommen, können Landwirtinnen und Landwirte auf der ganzen Welt auch weiter für sich sorgen und für die Familien, die sie mit ihrer Arbeit ernähren. Gemeinsam wollen wir daran arbeiten, die Methoden der Agrarökologie wie entsprechendes Saatgut, vielfältige Fruchtfolgen aber auch nachhaltige Vermarktungsketten zu testen und auf die Felder und in die Höfe auf der ganzen Welt zu tragen. Ich freue mich, mit dem BMZ dafür eine starke Partnerin an der Seite zu haben.“

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Agrarökologie als Unterstützung für Kleinbauern

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze: „Kleinbäuerinnen und Kleinbauern auf der ganzen Welt leiden unter dem Klimawandel und den Folgen einer allzu industrialisierten Landwirtschaft: Wassermangel, zerstörte Böden, Pestizidbelastung, Artensterben. Die Konsequenz ist: Wenn wir heute gegen den Hunger kämpfen, müssen wir das so tun, dass die nächste Hungerkrise nicht noch größer wird, sondern möglichst ganz ausfällt. Darum unterstützen wir unsere Partnerländer dabei, mehr selber anzubauen. Agrarökologie ist dabei die kluge und nachhaltige Option, weil sie mit der Natur und mit der lokalen Bevölkerung arbeitet und nicht gegen sie. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch gut für die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die mit Agrarökologie unabhängiger werden von teuren Pestiziden, patentgeschütztem Industriesaatgut oder fossilen Düngemitteln.“

Für mehr Verständnis und Sichtbarkeit

Die Agrarökologie-Koalition ist im Rahmen des Weltgipfels der Vereinten Nationen zu Ernährungssystemen (UN Food Systems Summit) 2021 gegründet worden, um aktuellen Krisen vereint zu begegnen und langfristig zu einer nachhaltigen Ernährungssicherung beizutragen. Sie berichtet freiwillig an das „Committee on World Food Security“ der Welternährungsorganisation FAO. Heute gehören ihr mehr als 40 Länder und 90 Organisationen an, darunter die EU, die Afrikanische Union, die FAO sowie eine Vielzahl von Partnerländern, mit denen Deutschland entwicklungspolitisch zusammenarbeitet. Die Mitglieder verpflichten sich, die Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme durch Agrarökologie und ihre 13 Prinzipien zu befördern. Die Mitglieder wollen zudem gemeinsam lernen, wie Agrarökologie in der Praxis am besten funktioniert und erfolgreiche Ansätze verbreitet werden können. Zudem organisiert die Koalition Veranstaltungen und Dialoge auf nationaler und internationaler Ebene, um ein besseres Verständnis und mehr Sichtbarkeit von Agrarökologie zu fördern.

Landwirtschaftliches Feld

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Wissenschaftliche Methoden für widerstandsfähigere Agrarsysteme

Der Beitritt zur Agrarökologie-Koalition bedeutet für Deutschland, verstärkt auch ressortübergreifend die nationalen und internationalen Fragen der Agrarökologie zu bearbeiten und in die Agrarpolitik einfließen zu lassen. Je nach regionalen Gegebenheiten und Erfordernissen soll in Deutschland und weltweit eine Anpassung der Landwirtschaft an natürliche und klimatische Gegebenheiten und Kreisläufe erfolgen. Dabei wird die Bedeutung von gelebten örtlichen Erfahrungen und partizipativem Vorgehen großgeschrieben. Gearbeitet wird nach wissenschaftlichen Methoden. Kleinbäuerinnen und -bauern in Entwicklungsländern sind oft unmittelbar von den Folgen des Klimawandels, Bodendegradation und Düngemittel-Engpässen betroffen. Agrarökologische Anbaumethoden helfen ihnen, Abhängigkeiten von teuren Industrie-Inputs zu verringern und durch eine gezielt vielfältigere Pflanzenauswahl die Widerstandsfähigkeit gegenüber Hitze, Wasserknappheit und Schädlingen zu reduzieren und so ein stabiles Einkommen zu erwirtschaften.

Ganzheitlicher Ansatz und Leuchtturmprojekte

Als ganzheitlicher sozial-ökologischer Ansatz wirkt Agrarökologie zudem weit über die landwirtschaftliche Produktionsebene hinaus: von partizipativer Landnutzung über die Förderung lokaler Wertschöpfungsketten und Märkte bis hin zum Konsum. Vor allem Frauen werden explizit gefördert. Sie sind in vielen Ländern wichtige landwirtschaftliche Wissensträgerinnen und treiben den Wandel voran. Das Entwicklungsministerium (BMZ) unterstützt Partnerländer bspw. über Bodenschutz-Projekte. Die Erträge der beteiligten Bäuerinnen und Bauern konnten so seit 2015 um durchschnittlich 40 % gesteigert werden. Mit Indien hat das BMZ bereits eine Leuchtturminitiative vereinbart, die Indiens agrarökologischen „Natural-Farming“-Ansatz mit zinsgünstigen Krediten und Kapazitätsaufbau unterstützt.