Einem Forschungsteam der Vetmeduni Vienna ist erstmals der Nachweis gelungen, dass das Auftreten von Ace-Insektizidresistenzen durch die Umgebungstemperatur signifikant beeinflusst wird: Demnach profitieren die Mutationen von höheren Temperaturen, eine große Herausforderung vor dem Hintergrund des Klimawandels.
Ace, ein Schlüsselgen für die neuronale Signalübertragung, ist ein zentraler Angriffspunkt vieler Insektizide. Da Temperatur neuronalen Signale beeinflusst und ein wesentlicher Umweltfaktor ist, analysierte ein Forschungsteam um Anna Maria Langmüller und Christian Schlötterer vom Institut für Populationsgenetik der Vetmeduni Vienna die Kosten der Insektizidresistenz in verschiedenen Umgebungstemperaturen.
Wie der Informationsdienst Wissenschaft berichtet, untersuchten die Forscher deshalb experimentell die Entwicklung einer natürlichen Population der Fruchtfliege Drosophila simulans bei heißen und kalten Temperaturen. Dabei ergab sich ein überraschend starker Einfluss der Umgebungstemperatur. Dazu Studienletztautor Christian Schlötterer: „Im kalten Temperaturbereich wurden die Resistenzmutationen stark gegenselektiert, aber in einer heißen Umgebung reduzierten sich die Fitnesskosten von Resistenzmutationen um fast 50%. Wir führen diese unerwartete Beobachtung auf den Vorteil der verringerten enzymatischen Aktivität von Resistenzmutationen in heißen Umgebungen zurück.“
Den Forschern gelang damit der Nachweis, dass die Fitnesskosten von Insektizidresistenzgenen temperaturabhängig sind. Die Wissenschafter empfehlen deshalb, dass die Dauer insektizidfreier Perioden für verschiedene Klimaregionen angepasst werden muss, um diese Kosten zu berücksichtigen. „Wir nehmen an, dass solche umweltabhängigen Fitnesseffekte häufiger auftreten als bisher angenommen und eine große Herausforderung für die Modellierung des Klimawandels darstellen“, so Studienerstautorin Anna Maria Langmüller.