Die Bedrohung durch Kartoffelkrebs besteht schon sehr lang, eine Lösung gibt es immer noch nicht: Schon vor rund 100 Jahren erging eine gesetzliche Verordnung zur Abwehr und Einschleppung des Krankheitserregers. Und auch heute fürchten Kartoffelbauern den tückischen Befall mit dem Pilz, der die Pflanzenkrankheit auslöst und nicht nur zu Ernteausfällen führt: Die betroffenen Äcker sind viele Jahre lang für den Kartoffelanbau unbrauchbar.
In einem Verbundprojekt zusammen mit dem Julius-Kühn-Institut (JKI) und der Hochschule Osnabrück beteiligt sich die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) nach eigenen Angaben an der Bekämpfung des Kartoffelkrebses. Es sollen Verfahren entwickelt und erprobt werden, mit denen sogenannte Dauersori nachgewiesen und inaktiviert werden können. In diesen Dauersori entwickeln sich die beweglichen Pilzsporen und können dort auch die Zeit überdauern, bis ausreichend Feuchtigkeit das Auskeimen anregt und sie sich ausbreiten. Anwendung finden sollen die Verfahren später in Reststoffen der kartoffelverarbeitenden Industrie. Die Wissenschaftler erforschen mikroskopische, molekularbiologische und spektroskopische Nachweise darüber, welche spezifischen volatilen Substanzen freigesetzt werden, um den Pilz an befallenen Pflanzen oder in industriellen Rückständen zu finden. Um die mikroskopisch kleinen Dauersori zu inaktivieren, werden chemische, physikalische sowie kombinierte Verfahren untersucht.
Ab September erfolgt die analytische Untersuchung der von Kartoffelpflanzen, Kartoffeln und Resterden emittierenden Gase. Dabei bringt das Forscherteam der H-BRS die langjährige Erfahrung mit einer anderen invasiven Art mit. Wie schon beim Asiatischen Laubholzbockkäfer soll auch bei hier ein spezifisches VOC-Muster identifiziert werden: VOC (Volatile Organic Compounds) sind flüchtige organische Substanzen, darunter bspw. Duftstoffe. Auch Tiere oder Pflanzen haben typische VOC-Merkmale, die Professor Kaul auch im Zusammenhang mit diesem Pilz vermutet. Kann das spezifische VOC-Muster identifiziert werden, folgt durch das Rheinbacher Forschungsteam die Erprobung im Feldtest und die Entwicklung eines Protokolls zur Probennahme, das allgemein Anwendung finden soll.