Nach Erhebungen der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e.V. (FÖL) lagen die Umsätze des Naturkostfachhandels (Bio-Supermärkte, Bio-Lieferdienste, handwerklich arbeitende Bio-Betriebe und Bio-Direktvermarkter) in Berlin-Brandenburg 2022 bei 650 Mio Euro (2021: 717 Mio Euro). Im Krisenjahr 2022 sind die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um 9,5 % zurückgegangen, lagen per Saldo jedoch deutlich über den Umsätzen des Vor-Corona-Jahres 2019 (580 Mio Euro).
Wichtigste Akteure im klassischen Naturkosteinzelhandel bleiben die Bio-Supermärkte mit nunmehr 144 Filialen (Vorjahr: 137). Marktführer in der Hauptstadtregion ist weiterhin die Bio Company (58 Filialen), gefolgt von denn’s Biomarkt (53 Filialen), Alnatura (21 Filialen) sowie der LPG (10 Filialen). Die Bio-Lieferdienste, deren Umsatz im ersten Corona-Jahr 2020 sprunghaft um 60 % angestiegen ist, konsolidierten sich 2022 auf dem in 2020 erreichten Niveau (-21 % zu 2021).
Die größte Herausforderung lag für die meisten Betriebe darin, während Corona in kurzer Zeit Personal und leistungsfähigere Strukturen aufzubauen und diese erweiterten Kapazitäten schon wenige Monate später der neuen Marktsituation anpassen zu müssen. Gegenteilig stellt sich die Situation in der Gastronomie und in der Gemeinschaftsgastronomie dar. Dort konnte das Geschäft wieder an die Vor-Corona-Phase anschließen. Hinzu kommt, dass durch die erfolgreiche Beratungsarbeit der Kantine Zukunft Berlin immer mehr Küchen der Gemeinschaftsgastronomie einen durchschnittlichen Bio-Anteil von 60 % erreichen.
In dem Bemühen, das Geld zusammenzuhalten, werden auch im Bio-Segment günstigere Eigenmarken den Markenprodukten vorgezogen. Insgesamt gibt es zudem eine Verschiebung vom Naturkostfachhandel zum LEH und hier besonders in Richtung Discounter. So konnten die Vollsortimenter in der Hauptstadtregion ein Umsatzplus von ca. 2 % erzielen. Für den regionalen Discountbereich liegen der FÖL keine Zahlen vor.
Es ist zu erwarten, dass die erstmals auftretende Wachstumspause bei Bio-Produkten die langfristige Marktentwicklung von Bio nicht substanziell beeinträchtigen wird. Hierfür spricht nicht nur die grundsätzliche Treue der meisten Bio-Kunden. Vor allem sind gesellschaftliche Herausforderungen wie Klimawandel, Nachhaltigkeit, Regionalität, Biodiversität oder Tierwohl nicht verschwunden, sondern nur temporär überdeckt. Hinzu kommt, dass die ökologische Wirtschaftsweise von der extremen Energieverteuerung oder den gerissenen Lieferketten deutlich weniger betroffen ist.