Mit über 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und 14 Ausstellern stieß der Pfälzer Spargeltag 2025, der vor Ort oder erstmals auch online besucht werden konnte, auf große Resonanz. Zum ersten Mal wurde der Spargeltag in Kooperation vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz, vom Beratungsdienst Spargel und Erdbeeren (BDSE) e.V. und vom Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE) e.V. veranstaltet, so der VSSE.

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Image: VSSE

„Bis 2024 wurde der Pfälzer Spargeltag durch Joachim Ziegler vom DLR Rheinpfalz zu einer anspruchsvollen und zentralen Informationsveranstaltung für die Spargelbranche entwickelt. Als neues Organisationsteam möchten wir diese Tradition fortführen und weiter ausbauen. Das hybride Angebot, die Verlegung des Termins von Samstag auf Freitagnachmittag mit anschließendem geselligem Ausklang wurde gut angenommen“, resümiert Schumacher vom VSSE e.V.

Themen waren die unterschiedliche Anfälligkeit von Jungpflanzen in Zusammenhang mit der Pflanzenernährung, die aktuelle Pflanzenschutz-Situation für Spargel sowie Sortenversuche bei Grünspargel und die Professionalisierung im Grünspargelanbau. Weiterhin gab es einen Rück- und Ausblick auf die Marktsituation für Spargel sowie den aktuellen Entwicklungsstand in der Spargelernterobotik.

Gründe für unterschiedliche Anfälligkeit bei Jungpflanzen durch Pflanzenernährung

Große Unterschiede bei Jungpflanzen in ihrer Anfälligkeit für Krankheiten stellt Dr. Ludger Aldenhoff, BDSE, fest. Dabei spielen, seiner Erfahrung nach, die Herkunft der Jungpflanzen, die Witterung im Herbst und Winter sowie der Zeitpunkt der Rodung im Frühjahr eine wichtige Rolle. In seinen Versuchen kam er zum Ergebnis, dass Staunässe vor allem bei bereits angewachsenen Pflanzen zu großen Schäden führt. Trockenheit im Herbst und kalte Winter sorgen für mehr Wurzelmasse, eine größere Wüchsigkeit der Pflanzen und einen früheren Austrieb. Der Rodezeitpunkt im Frühjahr sollte nicht zu spät sein, damit die Pflanzen ausreichend Reservekohlenhydrate haben. „Wenn wenig Calcium, Mangan oder Kupfer und zu viel Magnesium im Boden ist, wird das Gewebe der Pflanze weicher und damit anfälliger für Krankheiten. Die Effekte werden aber erst in einigen Jahren relevant“, erklärt Dr. Aldenhoff.

Aktuelles zum Pflanzenschutz bei Spargel

Frieder Lutz, DLR Rheinpfalz, berichtet, dass der Wegfall von Wirkstoffen immer eklatanter wird und mehr Notfallzulassungen benötigt werden. Bei den Herbiziden wurde der Antrag für Saracen (Florasulam; bisher gut verträglich für Spargel, kein Phytotox) gestellt. Lutz rechnet mit einer Zulassung in 2025. Für die Unkrautbekämpfung in der Zwischenreihenbehandlung mit Abschirmung ist der Antrag für Quickdown + Toil (Pyraflufen + Öl) als Ersatz für Glyphosat vorbereitet und muss noch eingereicht werden. Gentis wird voraussichtlich 2025 im Wirkungsprogramm AK-Lück getestet.

Bei den Fungiziden wurde der Antrag für Folpan 500 SC (Folpet), das breitwirksam und mit wenig Resistenzenausbildung, eingereicht und bereits vom Bundesamt für Risikobewertung (BfR) und Julius-Kühn-Institut (JKI) positiv bewertet. Wenn alles gut geht, steht es in dieser Saison gegen Stemphylium zur Verfügung. Für Kenja (Isofetamid) läuft der Hauptantrag, und es wird mit einer Zulassung im Laufe des Jahres gerechnet. Bei Spargelrost sind noch drei Wirkstoffklassen vorhanden. Bei Hypontus (Benzovindiflupyr) ist auf Kreuzresistenz zu achten. Problad (Süßlupinienextrakt) kann im Resistenzmanagement verwendet werden.

Bei den Insektiziden wird Benevia (Cyantraniliprole) für die Spargelfliege kritisch diskutiert, da man nicht weiß, wie der Wirkstoff in den Spargelstängel kommen soll. Durch seine Kontakt- und Fraßwirkung kann es die Population eingrenzen. Die Notfallzulassung nach Art. 53 wurde 2024 erteilt. Brandenburg und Niedersachsen ziehen auch für 2025 eine Notfallzulassung in Betracht. Mospilan zum Einsatz gegen Blattläuse, Spargelhähnchen und Spargelkäfer wurde bis 2033 verlängert. Es wurde aber ein Metabolit gefunden, so dass es in vielen Kulturen nicht mehr einsetzbar ist, aber im Spargel noch zur Verfügung steht.

Lutz zieht folgendes Fazit: „Trotz der düsteren Situation gibt es neue Lösungen bei den Herbiziden und Fungiziden. Der kritische Bereich sind die Insektizide, denn hier ist die Zulassungssituation in Europa schwierig. Es braucht insgesamt kreative Ansätze im Pflanzenschutz.“

Ergebnisse des Grünspargel-Sortenversuchs am Queckbrunnerhof

Auf einer Nachbaufläche, auf der bereits zweimal Spargel angepflanzt wurde, hat das DLR Rheinpfalz nach einem Vorbereitungsjahr 2022 hellgrüne Sorten, dunkelgrüne Sorten (Bleichspargel als Grünspargel geerntet), violette Sorten und Kronenpflanzen gepflanzt und 2024 unbedeckt zum ersten Mal beerntet. Die dunkelgrünen Spargelsorten schnitten schlechter ab als die hellgrünen, die ein einheitliches Ertragsniveau aufwiesen. Alle violetten Spargelsorten haben einen geringeren Ertrag als die hellgrünen Sorten und neigen dazu umzufallen. Bei Kronenpflanzen sind die Erträge deutlich höher als aus Erdpresstöpfen. Eine höhere Pflanzdichte führt nicht zu höheren Erträgen. Dr. Weinheimer, DLR Rheinpfalz, stuft diese Bewertung als vorläufig ein, da es sich um das erste Erntejahr handelt.

Professionalisierung bei Grünspargel?

Grünspargel gewinnt in Deutschland an Bedeutung und wird vom Lebensmitteleinzelhandel und den Endkunden stärker nachgefragt. Vor diesem Hintergrund befasst sich Patrick Meinhardt, Betriebsleiter vom Tannenhof Spargel und Erdbeeren in Weiterstadt, mit der Frage, in wie weit die Restnutzung alter Bleichspargel-Anlagen als Grünspargel noch zeitgemäß ist oder ob es einer Professionalisierung des Grünspargelanbaus bedarf. Er stellt die Grünspargelproduktion in Bleichspargelanlagen nach sechs Erntejahren der Produktion von Grünspargelsorten in Neuanlagen gegenüber. Die jährlichen Kosten liegen seiner Meinung nach bei Bleich- und Grünspargel gleich auf, denn aufgrund der Mindestlohnentwicklung fallen Maschinen- und Anlagenkosten immer weniger ins Gewicht. Bei einer Neuanlage rechnet er auf sechs Jahre mit jährlich 4.000 Euro Investitionskosten. Bei einem durchschnittlichen Ertrag in einer neuen Grünspargelanlage von 5 t/ha und 2,8 t/ha (mit jedem Jahr weniger Ertrag) in der sechsjährigen Spargelanlage nimmt er bei einer Stechleistung von 11 kg/ha an, in den Neuanlagen 25 % günstiger zu produzieren und somit die Investitionskosten aufzufangen und Geld verdienen zu können. Meinhardt verspricht sich von der Umstellung höhere Grünspargelqualitäten, eine bessere Anbau- und Absatzplanung sowie niedrigere Produktionskosten durch maschinelle Ernte.

Rückblick und Ausblick zur Marktsituation

Im Gespräch mit Simon Schumacher, VSSE, gab Karl-Martin Vielhauer, Stabsstelle Vorstand bei der OGA / OGV Nordbaden eG, einen Überblick zum Marktgeschehen. Vielhauer betonte, dass der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) anthocyanfreien regionalen bzw. deutschen Grünspargel bevorzugt und teilweise konkret fordert, da dieser sich gegenüber anthocyanhaltiger Ware aus dem Ausland deutlich schöner präsentiert. Aus optischen Gründen sollte ein 500 g Bund mindestens 5 Spargelstangen enthalten. Auf den Großmärkten ist anthocyanhaltiger Grünspargel so gut wie nicht abzusetzen. Vielhauer stellt auf Seiten des Handels und des Verbrauchers einen Trend zum Grünspargel fest. Die Frage ist, inwieweit der Handel insgesamt den höheren Preis für deutschen anthocyanfreien Grünspargel akzeptiert.

Bei der Änderung der UNECE-Norm gab es beim Handel im Jahr 2024 keine Irritationen. Denn die Qualität war auch trotz des kühlen und nassen Frühjahrs im Jahr 2024 sehr gut.

Die etwas schwächere Resonanz auf den 2. Tag des deutschen Spargels begründet Vielhauer mit der Tatsache, dass zu diesem Zeitpunkt Spargel gesucht war, und es deswegen weniger Aktionen im Handel gab. „Der Aktionstag ist gut, da er überall den Spargel in den Fokus des Verbrauchers bringt. Für die teilnehmenden Betriebe wurden in den letzten Jahren sehr viele Marketinginstrumente zur Verfügung gestellt, die die unterschiedlichen Werbemaßnahmen stark unterstützen. Es liegt an uns allen, den Handel darauf anzusprechen und mit Aktivitäten zu unterstützen“, betont Vielhauer.

Auf die kommende Saison blickt er optimistisch: „Die Spargelmenge könnte passen. Ein Großteil der Folie liegt. Der späte Zeitpunkt von Ostern ist aus erntetechnischer Sicht perfekt. Die kurz darauf anstehenden Feiertage lassen keinen Abbruch im Absatz erwarten. Die kommende Saison könnte gut werden.“

Neues aus der Spargelernterobotik

Über aktuelle Entwicklungen bei Spargelernterobotern berichteten die Unternehmen Prefiro, AVL Motion und Lommers Tuinbouwmachines bv.

Lorenzo Di Leo, Entwicklungsleiter von Prefiro, einer Unternehmensausgründung der Universität Hohenheim, informierte über den Entwicklungsstand des Ernteroboters für die selektive Ernte von Grünspargel. Der Roboter erkennt über 3D-Vision die aus der Erde ragenden Grünspargelstangen und kann die Schnittpunkte berechnen. Für den Stechvorgang wurde eine eigene Stechvorrichtung entwickelt, die aus vier Richtungen ansteuerbar ist. Aktuell gibt es ein dreireihiges Modell, das an einen Schlepper angehängt werden kann. Durch die selektive Ernte kann auch im Mischanbau von grünem und violettem Spargel geerntet werden. Mit einer Geschwindigkeit von 1 km/h können 0,6 ha/h beerntet werden. Prefiro sucht noch Grünspargelbetriebe für die Ernte in der kommenden Saison.

Einen ganz autonomen Bleichspargelroboter hat Arno van Lankveld von AVL Motion aus den Niederlanden vorgestellt. Die Maschine kann pro Stunde 6.000 Stangen bei einer Geschwindigkeit von 3,6 km/h ernten. Die mit einer Batterie betriebenen Maschine wiegt 4.500 kg. Sie ist für den Einsatz für 6 h/Tag für 7/7 Tage entwickelt und muss nur täglich gereinigt werden. Es wurden schon vier Maschinen verkauft. Ab 2026 soll der Roboter in Serie gehen.

Der niederländische Maschinenhersteller Lommers Tuinbouwmachines bv entwickelte drei Jahre lang ohne finanzielle Zuschüsse einen neuen Bleichspargelroboter. Toine Lommers hat die Maschine präsentiert: Das Stechmesser sticht die Spargelstangen und hebt sie 2 cm oder bei Bedarf mehr aus der Erde. Die Stangen werden anschließend mit Hand aus der Erde gezogen und in eine Kiste abgelegt. Die Maschine wiegt 2.800 kg, wird durch eine Person bedient, fährt 3 km/h, und kann eine Spargelstange pro Sekunde stechen. Sie ist mit einem Stechmesser oder zwei Stechmessern erhältlich. Die Löcher im Damm werden maschinell wieder verschlossen. Das Unternehmen hat bereits eine Maschine verkauft.