Mit aktuellen Branchenthemen befasste sich der 41. Erdbeertag in der Begegnungsstätte Grötzingen in Karlsruhe.

Insgesamt 110 Teilnehmer und Teilnehmerinnen nutzten die Gelegenheit, sich vor Ort oder online zu informieren, Fragen zu stellen und sich rege an den Diskussionen zu beteiligen. Dr. Hans Schipper vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Leiter des Süddeutschen Klimabüros in Eggenstein-Leopoldshafen, erklärte anschaulich, wie der Klimawandel zustande kommt und dass die Erwärmung der Atmosphäre und damit Wetterextreme weiter zunehmen werden. Denn die nationalen Beiträge zur CO2-Reduzierung reichen weltweit nicht aus, um die weitere Erderwärmung auf 1,5 °C jährlich zu begrenzen. Die Auswirkungen für Nordafrika und Südeuropa sind höhere Temperaturen, ein weiterer Rückgang der Gesamtniederschlagsmenge und mehr aufeinander folgende trockene Tage.

VSSE Erdbeertag in Karlsruhe

Image: VSSE/Isabelle Bohnert

Wie bereits unter diesen Bedingungen in Spanien und Marokko Beeren produziert werden, zeigte Tobias Linnemannstöns, Head of Supply Chain der Frutania GmbH. Der Beerenanbau findet größtenteils geschützt in Tunneln statt. Die Erdbeeren werden auf Dämmen in einfachen, kurzen Tunneln ohne Türen angebaut. Bei Bedarf setzen die Erzeuger u. a. Schattierungsnetze und weiße Folie für die Wege zur Hitzereduktion ein. Eine besondere Bedeutung kommt der zuverlässigen und effizienten Wasserversorgung zu: Vorratsbecken mit Verdunstungsschutz und modernste Bewässerungstechnik, in Marokko teilweise sogar staatlich finanziert, kommen hier zum Einsatz.

Nachhaltigkeit: Biostimulanzien und Mulchfolien in der Erdbeerproduktion

Die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Biostimulanzien im Erdbeeranbau präsentierte Fabio Ottaviano von der Syngenta Agro GmbH. Er stellte klar, dass diese kein Ersatz für Pflanzenschutzmittel, sondern eine Ergänzung sind. Nicht in jedem Einsatzbereich zeigten diese Effekte. Sie können aber Pflanzen und zur Qualitätsoptimierung der Früchte beitragen.

Sind Mulchfolien Verursacher von Mikroplastik in Böden? – Dr. Carmen Wolf vom Institut für Umwelt & Energie, Technik & Analytik e. V. (IUTA Duisburg) zeigte über eine Methode zum Nachweis von Mikroplastik in Böden und weitere Versuche, dass Mulchfolien nicht nennenswert Verursacher von Mikroplastik in Böden sind und kaum Auswirkungen auf das Bodenökosystem haben. Im Gegensatz dazu scheint die Ausbringung von Klärschlamm oder Kompost, welcher mit Plastik verunreinigt sein kann, zu deutlich höheren Konzentrationen im Boden zu führen. Sie empfiehlt die Verwendung von dickeren Folien, die sich leichter wieder vom Feld entfernen lassen, und auf Feldhygiene zu achten.

Aktuelles zum Pflanzenschutz für die Erdbeerproduktion

Einen Überblick über die aktuelle Zulassungssituation der Pflanzenschutzmittel gab Arno Fried, Pflanzenschutzberater Obstbau und Leiter Sondergruppe beim Landwirtschaftsamt Bruchsal (LRA Karlsruhe). Für Movento SC 100 wird die Aufbrauchfirst am 30.10.2025 enden. Für das Herbizid Cadon SC ist die Zulassungsfirst am 15.6.2026. Letzte könnte früher enden, da eine Klage der Deutschen Umwelthilfe wegen Gesundheitsgefahren vorliegt. Er empfiehlt aus diesem Grund keine Bevorratung.

Darüber hinaus präsentierte Arno Fried Versuche zur Spinnmilbenregulierung, zur Bekämpfung von Erdbeermehltau und Fruchtfäule sowie die Prüfung der Sortenanfälligkeit auf Verticillium.

Rentable Verkaufsstände und Marktschwärmerei als zusätzlicher Vermarktungsweg

Wie viel Umsatz pro Tag ist für Verkaufsstände notwendig? Dieser Fragestellung ging Eva Klödy, seit April 2024 Obstbauberaterin mit Schwerpunkt Beerenobst in der Sonderkulturgruppe Landwirtschaftsamt Bruchsal, nach. In ihrer Beispiel-Berechnung, in der sie alle Kosten berücksichtigte, kam sie zum Ergebnis, dass 15, besser 20 verkaufte Steigen notwendig sind, um rentabel zu wirtschaften.

Als weitere Vermarktungsmöglichkeit für landwirtschaftliche Produkte stellte Gabi Gründling, Marktschwärmer-Gastgeberin aus Weisenheim am Berg, Konzept und Ablauf der Marktschwärmer vor. Über ihre Erfahrungen als Erzeugerin berichtete Sarah Schreiber vom Spargel- und Erdbeerhof Schreiber in Gerolsheim: Für ihren Betrieb ist Marktschwärmer eine Möglichkeit, neue Zielgruppen zu erschließen, und eine zusätzliche Einnahmequelle, bei der sie mit den Kunden und Kundinnen persönlich in Kontakt kommt, ohne viel Aufwand zu haben. Veranstalter des Erdbeertages sind das Landratsamt Karlsruhe, das Regierungspräsidium Karlsruhe und der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e.V. (VSSE).