Vor dem Hintergrund offensichtlicher Engpässe im deutschen Schienennetz warnen die Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure AG (ELVIS) und der Bundesverband Der Mittelstand. BVMW vor neuen Schwierigkeiten für die ohnehin angespannten Lieferketten. Es drohe eine Überlastung des Straßengüterverkehrs, sollten aufgrund des Kapazitätsausfalls auf der Schiene mehr Gütertransporte auf die Straße verlagert werden, erklärten die Verbände.
„Der Gütertransport per Bahn ist elementar für stabile und nachhaltige Lieferketten in Deutschland. Er spielt nicht nur eine Schlüsselrolle für die Erreichung der Klimaziele im Verkehrssektor, sondern trägt auch wesentlich dazu bei, die mittelständischen Straßenlogistiker zu entlasten“, sagte Markus Jerger, Vorsitzender des Bundesverbandes Der Mittelstand. BVMW. „Ein ganzheitlicher Logistik-Ansatz muss Straße und Schiene gemeinsam denken. Das marode und überlastete Schienennetz in Deutschland zwang schon in den vergangenen Wochen hunderte Güterzüge zeitweise aufs Abstellgleis. Es ist schwer zu verstehen, dass der Güterverkehr auf der Schiene durch offensichtlich mangelhaftes Baustellenmanagement nun komplett ausgebremst wird.“ Eine Vernetzung der Verkehrsträger werde so immer schwieriger. Jerger: „Für die angespannten Lieferketten ein weiterer Nackenschlag, für die Wirtschaft – insbesondere für die kleinen und mittleren Unternehmen – eine wahre Hiobsbotschaft.“
Ergänzend erklärt Nikolja Grabowski, Vorstand der ELVIS AG: „Bereits heute haben Straßenlogistiker mit vielfältigen Herausforderungen wie dem anhaltenden Fahrermangel zu kämpfen, die sie wirtschaftlich an ihre Grenzen bringen. Gleichzeitig ist die Lage bei den Frachtkapazitäten äußerst angespannt. Sollte das Wirrwarr im Bahnverkehr die Nachfrage nach Straßentransportkapazitäten weiter befeuern, könnte sich die Situation zuspitzen.“ Viel mehr als mit zusätzlichen Transportaufträgen sei den mittelständischen Spediteuren und Frachtführern mit einer auskömmlichen Preisgestaltung gedient. Darüber hinaus gelte es, endlich niedrigschwellige Angebote zu konzipieren, die den Schienen- und den Straßengüterverkehr sinnvoll miteinander kombinieren. „Ansonsten“, so Grabowski, „ist die Frage letztlich nicht mehr, zu welchem Preis, sondern ob überhaupt ein Transport durchgeführt werden kann.“