Die Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (ELVIS) AG sieht die Transport- und Logistikbranche mit immensen Herausforderungen konfrontiert. Nach Analysen des Verbands weisen zahlreiche Indikatoren auf eine nahende Krise hin. Der Ausblick auf die kommenden Monate habe sich nicht zuletzt aufgrund der hohen Inflation weiter eingetrübt.
Vor diesem Hintergrund rät der Verbund den vornehmlich kleinen und mittelständischen Betrieben der Branche zu äußerster Vorsicht bei langfristigen Investitionsentscheidungen. „Die deutsche Wirtschaft und mit ihr die Lkw-Transportsparte stehen an einem Scheideweg. Die Indikatoren zeigen derzeit deutlich in Richtung einer Rezession“, sagt Nikolja Grabowski, Vorstand der ELVIS AG. Diese Entwicklung treffe die von kleinen und mittelständischen Betrieben geprägte Branche zur Unzeit. Die finanzielle Situation vieler Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren nicht zuletzt infolge der Pandemie und ihren Folgen deutlich verschlechtert. „In dieser Situation wiegt die hohe Inflation doppelt schwer“, sagt Grabowski. Zumal gleichzeitig die Kosten steigen. Treiber sind vor allem die Personalkosten. Durch das knappe Angebot an Fachkräften und den hohen Wettbewerb um sie steigen die Löhne und Gehälter. „Das strapaziert die ohnehin oft dünnen Margen im Transportwesen zusätzlich“, sagt der ELVIS-Vorstand.
Der Verbund mit Sitz in Alzenau erfasst kontinuierlich alle relevanten Parameter des Lkw-Transportmarkts im Bereich Komplettladungen (FTL – Full Truck-Load) und Teilladungen (LTL – Less than Truck-Load). Im Rahmen einer quartalsweisen Analyse werden diese mit allgemeinen Wirtschaftsdaten und wichtigen Kennzahlen wie zum Ifo Geschäftsklima oder dem Umsatz im Internet- und Versandhandel in Beziehung gesetzt. Aus dieser zahlenbasierten Betrachtung leiten Grabowski und sein Team die Trends für die Branche ab.
Diese versprechen für die kommenden Monate nichts Gutes. „Die Prognosen fallen deutlich pessimistisch aus“, so Grabowski. „Die allgemeine Verunsicherung in Wirtschaft und Gesellschaft wirkt negativ auf den Konsum und das Investitionsverhalten. In der Folge sinkt die Transportnachfrage.“ Personal- und Materialmangel wirkten unverändert negativ auf das Transportangebot. Nur durch die derzeitige Seitwärtsbewegung der Wirtschaft, würden diese Probleme nicht offener in Erscheinung treten.
Spediteuren und Frachtführern rät der Verbund deshalb, Entscheidungen über langfristige Investitionen besonders zu überdenken und nach Möglichkeit zu verschieben. Die Transportbetriebe sollten stattdessen dringend ihre Möglichkeiten zur Flexibilisierung von Kapazitäten steigern: Digitalisierung des kompletten Workflows und eine Verbesserung der Effizienz, insbesondere im Kontraktgeschäft. „Angesichts der volatilen Gesamtsituation empfehlen wir den Betrieben darüber hinaus, sich eng mit ihren Kunden und Auftraggebern abzustimmen, um auf Veränderungen schnell reagieren zu können“, sagt Grabowski. Dies betreffe sowohl die Preis- als auch die Kapazitätsentwicklung.