Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), foodsharing, das Institut für Welternährung und das Netzwerk der deutschen Ernährungsräte fordern die Politik auf, in ihren Koalitionsverhandlungen eine Wende in der Ernährungspolitik auf den Weg zu bringen. Aktuell werden zu viele Ressourcen verschwendet. Ein Drittel aller Lebensmittel wird für die Tonne produziert. Die Organisationen haben fünf Forderungen für eine Ernährungswende erarbeitet.
1. Orte der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung müssen Vorbilder für gesunde, umweltfreundliche, regionale und klimaschonende Nahrungsmittel werden und schrittweise den Anteil für biologisch produzierte Lebensmittel erhöhen.
2. Bundesweit geltende politische Rahmenbedingungen müssen die Weitergabe von Lebensmitteln fördern und rechtlich absichern. Lebensmittelverschwendung muss mittels gesetzlicher Regelungen auf allen Ebenen reduziert werden.
3. Ernährungsbildung sowie der Zusammenhang von Klima und Ernährung müssen im Lehrplan aller Bundesländer verankert werden.
4. Ernährungsräte sowie andere regionale Initiativen und Kooperationen, wie z.B. die solidarische Landwirtschaft und foodsharing-Organisationen müssen gezielt gefördert werden.
5. Die seit Langem geforderte Fleischabgabe muss endlich umgesetzt und die steuerliche Begünstigung tierischer Produkte beendet werden.
'Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, ist die größte Stellschraube für eine nachhaltigere Ernährungspolitik. Deutschland bleibt bisher hinter anderen EU-Staaten zurück und schöpft den möglichen europäischen Rechtsrahmen nicht aus, um die Verschwendung zu reduzieren. Die neue Bundesregierung muss die Lebensmittelverschwendung bis 2030 halbieren', fordert Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Frank Bowinkelmann, Vorsitzender von foodsharing, ergänzt: 'Die enorme Verschwendung von Lebensmitteln macht deutlich, wie wenig Lebensmittel heute noch wertgeschätzt werden. Eine Ernährungswende wird ohne Ernährungsbildung in Kitas und Schulen nicht gelingen. Das Thema Wertschätzung von Lebensmitteln muss in die Ausbildungs- und Studienordnungen aller im Bereich Lebensmittel und Ernährung tätigen Berufsgruppen aufgenommen werden.'
Wilfried Bommert, Sprecher des Instituts für Welternährung, fordert: 'Im Zentrum der Ernährungswende müssen Kitas, Schulen und Mensen stehen. Sie prägen heute die Ernährungsstile von morgen. Öffentliche Kantinen müssen als Vorbilder Klima-, Gesundheits- und Nachhaltigkeitsstandards umsetzen.'