„Die Branche ist derzeit von Zuversicht geprägt. Die durchschnittliche Insolvenzrate in der Logistikbranche ist während der Pandemie nicht merklich gestiegen. Viele Speditionshäuser haben als Krisenreaktion ihre digitale Kompetenz ausgebaut, ihre Prozesse gestärkt und ihr Forderungsmanagement optimiert“, hob DSLV-Präsident Axel Plaß anlässlich der Jahresmitgliederversammlung des Verbandes hervor.
Die Betriebe seien sogar gestärkt aus der Krise hervorgegangen. Die im DSLV organisierten Unternehmen berichteten überwiegend von einem wirtschaftlich noch zufriedenstellenden Ergebnis im Jahr 2020, für das angesichts der Mengeneinbrüche im 1. Halbjahr ein Umsatzminus von knapp 5 % bezogen auf das Rekordumsatzjahr 2019 (113 Mrd Euro) prognostiziert wurde. „Deutlich gestiegene Umsatzerwartungen hat die Branche deshalb für das Jahr 2021, die mit dem laut BMVI-Mittelfristprognose erwarteten gesamtmodalen Anstieg des Transportaufkommens um 3,1 % und dem Anstieg der Transportleistung um 3,9 % korrespondieren“, so Plaß weiter. Die nationalen und europäischen Ladungs- und Teilladungsmärkte des Straßengüterverkehrs hätten sich erholt. „Erste Verlader registrieren wieder einen Laderaummangel bei spürbar steigenden Frachten. Die maritimen Lieferketten vor allem aus Asien sind hingegen immer noch angespannt. In ganz Europa fehlen Container und Schiffsraum bleibt knapp und sehr teuer.“
Die negativen Folgen des Fachkräftemangels der Vergangenheit hätten das Bewusstsein dafür gestärkt, dass nach Wiederanspringen der Konjunktur ein Wettbewerbsvorteil in der Qualität des eigenen Fachpersonals liege. Er kritisierte die analoge Rückständigkeit des Staates, die zu Beginn der Pandemie für erhebliche Probleme gesorgt habe. „Trotz kurzfristig geschlossener Binnengrenzen, europäisch uneinheitlicher Einreisebestimmungen und umfangreicher Hygiene- und Kontaktauflagen an den Schnittstellen der Logistik: in den Hochphasen der Pandemie haben die Speditionshäuser ihr Improvisationsvermögen bewiesen und ihren Versorgungsauftrag für Industrie, Handel und Gesellschaft in enger Kooperation mit ihren nationalen und internationalen Partnern aller Verkehrsträger erfüllt, indem die Lieferketten aufrechterhalten blieben“, betonte der Präsident. Durch Wettbewerb gerieten Märkte in Bewegung und würden sich horizontal wie vertikal verschieben. Dies müsse die Politik bei der rechtlichen Weiterentwicklung nationaler und europäischer Marktordnungs-Rahmen berücksichtigen und dürfe sich nicht allein auf Sozialkosten-Niveaus ausländischer Transportdienstleister konzentrieren, sagte er. „Bei der Festlegung eines CO2-Preises wird nicht dessen Höhe, sondern seine einheitliche Durchsetzung in ganz Europa entscheidend sein. Nur so können Wettbewerbsverzerrungen vermieden werden.“