Die Rolle neuer Züchtungstechniken bei der Anpassung von Ernährungssystemen an den Klimawandel stand im Fokus der zweiten Veranstaltung der Reihe 'Dialog Genome Editing', zu der 18 deutsche Verbände der Agrar- und Ernährungswirtschaft geladen hatten, wie Grain Club mitteilt.
'Neue Züchtungstechniken tragen dazu bei, widerstandsfähigere Sorten zu entwickeln, die weniger Betriebsmittel benötigen. Der Ackerbau lässt sich so schneller an den Klimawandel anpassen. Erträge können dadurch ebenso wie die Versorgung mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln gesichert werden', so der Vizepräsident des europäischen Bauernverbandes (COPA), Pedro Gallardo Barrena.
Prof. Dr. Matin Qaim, Leiter Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, Universität Göttingen: 'Insbesondere Länder in Asien, Afrika und Lateinamerika werden negativ betroffen sein. Deshalb müssen die Pflanzen schneller genetisch angepasst werden und der internationale Agrarhandel muss auf regionale Engpässe reagieren können. Gunstregionen haben eine Verantwortung für die anderen Regionen der Welt.'
Jörg Migende, Chief Development Officer Agrar bei der BayWa AG, verwies auf die Problematik der Nachweismethoden für Genome-Editing-Kulturpflanzen und die damit verbundenen Herausforderungen im internationalen Agrarhandel: 'Obwohl es keine rechtssichere Nachweismethode für Genome-Editing-Produkte gibt, sollen wir als Importeure nach dem EuGH-Urteil nachvollziehen können, ob eine Pflanzensorte mittels klassischer Kreuzungszüchtung oder mittels Genome Editing erzeugt wurde. Doch diese Pflanzen unterscheiden sich nach Einschätzung einer großen Mehrheit von Wissenschaftlern oft gar nicht voneinander. Wenn es bei der aktuellen Regulierung bleibt, muss sich Europa von den internationalen Märkten verabschieden.'
Der Vorsitzende des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung im Europaparlament, Norbert Lins, bestätigte: 'Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes vom Juli 2018 ist mit Blick auf die geschilderten Herausforderungen zu hinterfragen. Ein offener und faktenbasierter gesellschaftlicher Dialog ist notwendig.“