Erhebliche Mengen an Kartoffeln gehen aufgrund ästhetischer Mängel verloren. Forschende von Agroscope haben deshalb untersucht, wie Konsumentinnen und Konsumenten motiviert werden können, suboptimal aussehende Kartoffeln zu kaufen, so die Einrichtung.

Entlang der Wertschöpfungskette von Kartoffeln entstehen große Verluste, im Folgenden als Food Waste bezeichnet. Eine ganz spezifische Quelle von Food Waste bilden sogenannte suboptimale Produkte, die entweder nahe oder über dem Mindesthaltbarkeitsdatum sind oder visuelle oder sensorische Abweichungen vom definierten Optimum aufweisen. Für die Schweiz wurde geschätzt, dass lediglich 60 % aller geernteten Kartoffeln überhaupt die Konsumentenschaft oder Restaurants erreichen. Um zu untersuchen, ob suboptimale Produkte dennoch an Konsumentinnen und Konsumenten vermarktet werden könnten, hat Agroscope im Frühling 2024 eine Onlinebefragung durchgeführt.

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Image: zcy/AdobeStock

Das Kartoffel-Experiment

Im Rahmen der Onlinebefragung in der deutschsprachigen Schweiz wurden insgesamt 481 Personen befragt (51,1 % davon waren Frauen). Auf einen Teil der Befragung soll hier speziell eingegangen werden: das Kartoffel-Experiment. Dabei sollten sich die Online-Teilnehmenden zwischen zwei Kartoffel-Optionen entscheiden. Zusätzlich hatten sie die Möglichkeit, anzugeben, dass sie keine der beiden Kartoffeln wählen würden. Den Teilnehmenden wurde mitgeteilt, dass sie sich vorstellen sollten, an einem Ort (Hofladen vs. Supermarkt) Kartoffeln zu kaufen. Sie konnten sich dann zwischen zwei Produkten entscheiden: für eine optimale Kartoffel A und für eine suboptimale Kartoffel B. Sie unterschieden sich lediglich in den Aspekten Größe und Aussehen. Unter Food-Waste-Informationsbedingung hieß es bei der Kartoffel A, dass dies handelsübliche Kartoffeln sind, und bei der Kartoffel B, dass diese Kartoffeln üblicherweise aussortiert werden, obwohl sie sich bestens zum Kochen eignen und mit ihrer Verwertung Food Waste vermieden werden kann.

Die Wahl der suboptimalen Kartoffel

Mittels Chi-Quadrat-Test ließ sich feststellen, dass der Verkaufs-Ort und die Food-Waste-Information einen Effekt auf die Kartoffelwahl hatten. Es gabe eine kleine Tendenz, dass die Teilnehmenden die optimale Kartoffel A im Hofladen häufiger wählten als im Supermarkt (75 % vs. 71 % in der Kontrollgruppe und 59 % vs. 54 % mit Food-Waste-Information). Da dieser Unterschied sehr klein war, müsste man das in künftigen Studien genauer untersuchen. Außerdem gilt es hierbei zu beachten, dass es einen Unterschied zwischen angegebenen Präferenzen und dem tatsächlichen Verhalten geben kann. Food-Waste-Informationen haben dazu geführt, dass die Teilnehmenden eher die suboptimale Kartoffel B gewählt haben (25 % vs. 41 % im Hofladen und 29 % vs. 46 % im Supermarkt). Mittels Freitextantworten sollten die Teilnehmenden ihre Kartoffelwahl begründen. Dabei wurde die Wahl der optimalen Kartoffel A insbesondere durch das Aussehen und den Preis begründet. Falls die Wahl auf die suboptimale Kartoffel B fiel, war das hauptsächlich wegen der Reduktion von Food Waste oder wegen der Tatsache, dass diese Kartoffel noch genießbar ist.