Foto: johnnyb/pixelio

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'Es steht außer Frage, dass es in weiten Teilen des Landes immer weniger regnet, aber bevor man darüber spricht, ob es sich um eine Dürre handelt oder nicht, sollte man wissen, um welche Art von Dürre es sich handelt', wird Raúl Orrego, Forscher am INIA Quilamapu und Spezialist für Agrarklimatologie, von simfruit zitiert.

Es gebe z.B. meteorologische Dürren, die auftreten, wenn es weniger als normal regnet, oder auch hydrologische Dürren, die zu einer Verringerung der Wasserverfügbarkeit führen, z.B. wenn Flüsse weniger Wasser führen. Darüber hinaus nennt Orrego die landwirtschaftliche Dürre, die auftritt, wenn die verringerte Verfügbarkeit von Wasser die Entwicklung der Vegetation und der Kulturen beeinträchtigt, und die sozioökonomische Dürre, die auftritt, wenn alle oben genannten Faktoren zu wirtschaftlichen Verlusten und ernsten sozialen Problemen führen. Der Forscher stellt klar, dass Chile mit wenigen Ausnahmen (Hochland und ein Teil des äußersten Südens) 'auf nationaler Ebene mit einer offensichtlichen meteorologischen Dürre konfrontiert ist, die in diesem Jahr besonders schwerwiegend ist, in Wirklichkeit aber schon seit einem Jahrzehnt andauert, was ihr den Spitznamen Megasequia einbringt'. Er fügt hinzu, dass die Situation immer komplexer wird, da 'sie sich in verschiedenen Regionen des Landes mit unterschiedlichem Schweregrad in eine hydrologische Dürre verwandelt'.
Die Schaffung von Stauseen und die Dekrete für landwirtschaftliche Notfälle hätten zusammen mit dem spärlichen Frühlingsregen 'die Auswirkungen der meteorologischen und hydrologischen Dürre abgemildert, wobei bis jetzt keine so komplexe Situation beobachtet wurde, dass eine ernste landwirtschaftliche Dürre in der Makrozone Zentral-Süd erkannt werden konnte'. Wenn die derzeitige Trockenheit anhält, könnte sich die Situation jedoch sehr kompliziert gestalten', sagt er. Zwischen der Atacama- und der Metropolregion sei die Situation sehr komplizierter, das Abflussdefizit betrage mehr als 70 %, die Stauseen weisen weniger als 50 % ihrer Kapazität auf. Die La-Niña-Bedingung könnten die Situation in den kommenden Monaten umkehren, 2023 könnte demnach regenreicher aber nicht regnerisch sein, so der Forscher. Die Megasequia sei eher eine neue Normalität als eine Anomalie, sodass es dringend notwendig ist, die Landwirtschaft zu überdenken und sie an eine geringere Wasserversorgung anzupassen. Auch mit Blick darauf, dass die Wasservorräte aus den Gletschern erheblich zurückgegangen seien.