Anlässlich der FRUIT LOGISTICA blickt die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO) zurück auf das von Herausforderungen geprägte vergangene Jahr und wagt einen Ausblick auf 2025.
Das Jahr 2024 hat eindrücklich gezeigt, welchen Einfluss die Witterung auf Erträge und die Vermarktungssaison bei Obst und Gemüse hat. Schwerwiegend waren die Frostereignisse in der letzten Aprilwoche. Jede Anbauregion Deutschlands meldete Schäden, angefangen bei Äpfeln über Beeren bis hin zu Zwetschgen. Besonders schwer traf es die ostdeutschen Produzenten mit gravierenden Einbußen im kompletten Obstsortiment. Auch im Frühjahr und Sommer kam das Wetter nicht zur Ruhe. Starkregenereignisse oder Gewitterzellen mit Sturm und Hagel erschwerten die Produktion und hatten Folgen für unter anderem Erdbeeren, Heidelbeeren, Salate oder Zwetschgen. Nach einer ersten Schätzung der AMI dürfte sich die deutsche Obsternte 2024 auf rund 1,08 Mio t belaufen. Das ist die zweitschwächste Ernte der vergangenen Dekade – nur 2017 war sie kleiner.
Die wechselhaften und teils extremen Witterungsbedingungen führten auch im deutschen Gemüsebau 2024 zu einem knapperen Angebot. In dieser Situation konnten Erzeugerpreise erzielt werden, die tendenziell leicht über Vorjahresniveau lagen, die aber kaum ausreichten, um die weiter steigenden Produktionskosten aufzufangen. Die Freilandgemüseernte wird von der AMI mit 3,68 Mio t um gut 1 % niedriger eingeschätzt als im Vorjahr. Auch im Unterglasanbau erreichten die Erträge nicht das Niveau von 2023. Zwar war es 2024 wärmer, es fehlte jedoch an ausreichend Sonneneinstrahlung.
Darüber hinaus belasteten die weiter gestiegenen Lebenshaltungskosten in Deutschland die Branche. Dazu kommen Verbraucher-Sorgen über die nachlassende Wirtschaftskraft und Verunsicherungen durch politische Entwicklungen im In- und Ausland. Über das gesamte Jahr gesehen, mussten Konsumenten nach vorläufigen Angaben zwar rund 3 % weniger für frisches Gemüse bezahlen als noch 2023. Dennoch kauften die Verbraucher nur 2 % mehr Gemüse ein.
Ausblick Obstmarkt
Die Lagerbestände an deutschen Äpfeln waren zu Jahresbeginn niedriger als in den Vorjahren. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen den Regionen und den Sorten. Für die Obsternte 2025 sind die Witterungsbedingungen der kommenden Wochen und Monate entscheidend. Fröste oder Hagel zur Unzeit würden erneut einen starken Einfluss auf die späteren Erträge haben. Größere Veränderungen an den Anbauflächen sind nicht zu erwarten, allerdings dürfte sich der Strukturwandel fortsetzen. Weiter steigende Lohnkosten sowie fehlende Arbeitskräfte stellen die Produktionsbetriebe vor grundsätzliche Herausforderungen. Aber auch die Frage, wie bei häufiger auftretenden extremen Wetterlagen die Produktion gesichert werden kann, ist eine entscheidende für die Erzeuger und Betriebe – und muss beantwortet werden.
Ausblick Gemüsemarkt
Die Herausforderungen in der Produktion und im Handel werden 2025 nicht kleiner. Der Gemüseanbau im Freiland ist stark abhängig von den Witterungsbedingungen. So ist auch für 2025 davon auszugehen, dass es zu Auswirkungen auf das Angebot kommen kann. Rein bezogen auf den Markt ist das Angebot an Herbst- und Lagergemüse in Deutschland zu Beginn des Jahres 2025 gut ausreichend. Beobachtet werden muss die Entwicklung der Qualität der eingelagerten beziehungswiese überwinterten Ware.
Fazit
Von den Wetterherausforderung abgesehen, gibt es zahlreiche weitere Themen, die die Branche beschäftigen. Die Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln wird weiter eingeschränkt. Auf neue Krankheiten und Schädlinge kann mitunter noch überhaupt nicht ausreichend reagiert werden.
Der Arbeitskräftemangel verschärft sich. Längst sind nicht nur Führungskräfte knapp und gesucht. Die Pläne, den Mindestlohn weiter anzuheben, treiben die Kosten weiter, und verunsichern die Branche. Die Frage nach Wettbewerbsgleicheit innerhalb Europas muss gestellt werden. Hohe Lohnkosten und unsichere Produktionsbedingungen lassen die Attraktivität der deutschen Produktion sinken.
Der Lebensmitteleinzelhandel sieht sich teilweise schon früh in der Saison nach alternativen Importen um. Das passt nicht mit der Idee zusammen, die regionale Erzeugung zu stärken.
Die Verunsicherung der Verbraucher wird weiter anhalten. Zwar haben die Tarifabschlüsse im Jahr 2024 die Schere zwischen Nominal- und Reallohn etwas geschlossen, aber die Kosten für die Lebenshaltung steigen weiter. Zudem verunsichern die weltpolitischen Krisen die Verbraucher und führen zu Konsumzurückhaltung und preissensiblem Einkaufen.