Eine von „drastischen“ und „außerordentlichen“ Unsicherheiten geprägte Gleitende Mittelfristprognose für den Güter- und Personenverkehr Winter 2021/22 hat das Bundesamt für Güterverkehr veröffentlicht. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine seien die Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Deutschlands weder absehbar noch prognostizierbar und könnten deshalb nicht berücksichtigt werden, bezieht sich Hamburg Hafen auf die Prognose-Zusammenfassung des Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS).
Unter den Verkehrsträgern werde der Seeverkehr im laufenden Jahr von der geopolitischen Situation am meisten getroffen. Man gehe von einer Steigerung des Gesamtumschlags von 2 % aus, doch seien die Unsicherheiten für einen Verkehrsträger selten so groß wie im laufenden Jahr.
Der Seeverkehr sei 2021 nach den von Covid-19 verursachten schweren Einbrüchen zunächst von einer klaren Aufholbewegung geprägt gewesen, und die Belebung des Welthandels und des deutschen Außenhandels habe auch auf den Containerverkehr ausgestrahlt, schreiben die Gutachter. Doch in den vergangenen Monaten habe sich die Dynamik aufgrund der massiven Engpässe in den weltweiten Lieferketten und der Krise in der deutschen Automobilindustrie stark abgeschwächt.
Der Seeverkehr werde 2022 von mehreren Sonderfaktoren geprägt, vor denen die üblichen Einflussgrößen an Wirkung verlören. Deren erster sei der Verkehr mit Russland. Er werde 2022 dramatisch einbrechen. Inwieweit die zugrunde liegenden Handelsströme anderweitig ersetzt werden könnten, sei derzeit nicht zu beurteilen. Ein gewisser Abschlag dürfe aber in jedem Fall absehbar sein. Hinzu kämen die anhaltenden Lieferengpässe, die sich im Welthandel und damit im Seeverkehr noch stärker auswirken als im innerdeutschen Landverkehr. Deshalb sei für den Containerverkehr im laufenden Jahr bestenfalls mit einem bescheidenen Wachstum zu rechnen.
2023 bis 2025 soll der Containerverkehr auf den Wachstumspfad zurückfinden, was auch immer mit den Handelsströmen mit Russland passiere. Bei den Massengütern sei dann wieder mit spürbaren Bremseffekten insbesondere im Kohlesektor zu rechnen. Saldiert schätzen die Gutachter eine Wachstumsrate des Gesamtumschlags in Höhe von gut 2 % pro Jahr. Damit werde das Vorkrisenniveau im Jahr 2025 mit 309 Mio t um 6 % übertroffen. Der Höchststand, der vor der Weltwirtschaftskrise von 2008 erreicht worden sei, sei dann nicht mehr allzu weit entfernt.