Welche Alternativen zu chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln (PSM) in der Landwirtschaft gibt es und was können sie? Diesen Fragen geht eine Kurzstudie des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nach. Sie stellt an Praxisbeispielen aus der Landwirtschaft vor, wie Bäuerinnen und Bauern bereits heute nicht-chemisch ihre Ackerkulturen schützen. Dabei spielen auch die für Landwirte entstehenden Kosten eine Rolle.
Mit Blick auf Einzelwirkstoffe wie Glyphosat können laut Studienlage unter guten landwirtschaftlichen Bedingungen sogar Kosteneinsparungen möglich sein. BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock: „Insekten- und Biodiversitätsschutz geht nicht ohne Pflanzenschutzmittelreduktion. Dafür brauchen wir Schutzgebiete ohne PSM-Anwendung und deutlich weniger Mitteln auf landwirtschaftlichen Flächen. Integrierter Pflanzenschutz muss endlich auf der Fläche umgesetzt werden: indem nicht-chemische Maßnahmen wie Fruchtfolgen, Mischkulturen und Schaffung von Lebensräumen für Nützlinge Vorrang haben. Um das zu erreichen, brauchen wir einen Instrumenten-Mix in dem die Honorierung des PSM-Verzichts eine deutliche Rolle spielen muss.“
Aaron Scheid vom Ecologic Institute ergänzt: „Es gibt bereits eine Vielzahl an präventiven und direkten Pflanzenschutzmaßnahmen, die in ihrer Kombination den Einsatz von chemisch-synthetischen PSM reduzieren und sogar ersetzen können. Eine vielseitige und gut durchdachte Fruchtfolge kann das Auftreten von Krankheiten, Schädlingen und Unkräutern gezielt beeinflussen und verhindern, während die direkte mechanische Unkrautbekämpfung starken Unkrautdruck zusätzlich regulieren kann. Ordnungspolitische, ökonomische und praktische Anreize sind Teil der Voraussetzung, damit Landwirte nicht chemische Pflanzenschutzmaßnahmen bevorzugt anwenden“, sagt der Studienautor. „Es muss sich noch einiges ändern, damit Bäuerinnen und Bauern stärker auf nicht-chemische Alternativen setzen“, so von Broock. „Dazu gehören finanzielle Anreize für umweltfreundliche Maßnahmen und mehr Forschung zu Alternativen. Aber auch ein Verbot von besonders gefährlichen Stoffen ist unumgänglich, um die Biodiversität zu schützen. Die erfolgreiche europäische Bürgerinitiative ‚Bienen und Bauern retten‘ konnte über eine Million Unterschriften für den Ausstieg aus chemisch-synthetischen PSM sammeln. Das zeigt, dass sich die Menschen dringend eine Transformation der Landwirtschaft wünschen.“