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'Was die Deutsche Diabetes Gesellschaft hier macht ist eine reine Bevormundung vor allem sozial benachteiligter Menschen, die auf Transferleistungen angewiesen sind. Diesen wird jetzt vorgeschrieben, was sie essen dürfen und was nicht - weil sie sich schlicht nicht mehr die komplette Lebensmittelvielfalt leisten können', erklärte Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e.V. (BLL) und der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) zu der Aktion 'Gesunde Mehrwertsteuer'.

Die hier vorgeschlagene Aufteilung von Nährstoffen in 'gesund' und 'ungesund' sei wissenschaftlich nicht zielführend und diskriminierend. Nicht nur eine unausgewogene Ernährung, sondern vor allem auch Bewegungsmangel, soziale Faktoren wie Stress und die Epigenetik würden eine bedeutende Rolle spielen.
Die deutsche Lebensmittelwirtschaft unterstütze das Leitbild des mündigen Verbrauchers. Minhoff erklärt: 'Es ist bemerkenswert, dass die Interessensvertretungen der Aktion 'gesunde Mwst' die Verbraucher offenbar als eigenverantwortliches Individuum aufgegeben haben und die Kompetenz ihrer freien Entscheidung anzweifeln. Europa und auch die deutsche Politik gehen da glücklicherweise andere Wege. Der Europäische Gerichtshof hat europaweit das Bild des verständigen Durchschnittsverbrauchers, der angemessen informiert, aufmerksam und kritisch ist, durchgesetzt. Und auch in den aktuellen Sondierungsgesprächen haben sich die Unterhändler der möglichen Jamaika-Koalition auf ein differenziertes Verbraucherleitbild mit umfassender Beratung, Transparenz und Information für selbstbewusste Entscheidungen geeinigt. Es ist fraglich, warum dieser Fortschritt mit lenkenden Maßnahmen wie Steuern, die Lebensmittel ungerechter Weise in gesund und ungesund aufteilen, zurückgedreht werden soll.'