2022 waren die Verhältnisse noch gänzlich anders: 367.000 t belgische Birnen, aus Italien kamen 473.690 t. Nun erwartet Belgien ein Wachstum von 19 %, während im Belpaese Krisenstimmung herrscht - dort wird mit 187.000 t, d.h. einem Rückgang von 63 % zum Vorjahr gerechnet. Ein historisches Tief, das sogar das “schwarze Jahr” 2021 mit 202.000 t Birnen grau aussehen lässt.
“Wir befinden uns in einer extrem kritischen Lage, die in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreicht”, wird Mauro Grossi, Präsident des Birnenkonsortiums “Consorzio della Pera dell’Emilia Romagna Igp”, auf Myfruit zitiert. In den vergangenen Jahren habe man auch mithilfe des Konsortiums versucht, sich neu zu strukturieren, Verbindungen zwischen Qualität und Identität zu knüpfen. “Doch all das reicht nicht, wenn man keinen Weg finden, zu produzieren, vor allem, weil keine Mittel zur Unterstützung der Erzeuger zur Verfügung stehen”, so Grossi.
“Es ist sehr ernst”, bestätigte CSO Italy-Präsident Paolo Bruni. Sogar jetzt im Sommer, kurz vor der Ernte, hätten Erzeuger noch Birnbäume gefällt, weil selbst große, durchstrukturierte Unternehmen keine Perspektiven mehr sehen. “Im fünften Jahr in Folge sieht sich Italiens Birnenproduktion schwerwiegenden Problemen gegenüber, das kann so nicht weitergehen.” Naturkatastrophen, darunter Überschwemmungen, Hagel oder Stürme, hätten in diesem Jahr für enorme Schäden gesorgt. Insbesondere der Frost habe vor allem für Birnen schlimme Auswirkungen mit sich gebracht.
Minus 60 % Birnen in der Emilia-Romagna
Die Zahlen der Prognosfruit stammen vom 10. Juli − die schwierigen Wetterverhältnisse, die Italien in den beiden letzten Juliwochen erlebt hat, könnten zu weiteren, hier noch nicht berücksichtigten Einbußen führen, was Mengen und eventuell sogar die Qualität anginge, fürchtet die Fachzeitung Corriere Ortofrutticolo. Besonders in der Emilia-Romagna, der größten Anbauregion, wo 70 % der italienischen Birnenproduktion beheimatet ist, sei der Rückgang eklatant: Hier rechne man in diesem Jahr mit 105.000 t Birnen, was einem Rückgang von 60 % zum Vorjahr entspricht. UNAPera-Präsident Adriano Aldrovandi äußerte sich gegenüber dem Corriere Ortofrutticolo zur Vermarktung: Es gelte, die verbleibenden Mengen bestmöglich zu verteilen, schließlich seien sie von guter geschmacklicher Qualität. “UNAPera ist genau aus diesem Grund entstanden: Um Antworten auf die Nachfrage der Märkte zu finden. Auch jetzt setzen wir bereits alle möglichen Mittel in Bewegung”, so Aldrovandi. Bei UNAPera gehe man davon aus, im Frischegeschäft die wichtigsten Kunden und Verarbeiter trotz der geringen Menge bedienen zu können. Es gelte jetzt, den Verbrauchern noch einmal zu verdeutlichen, dass sie mit dem Kauf der acht g.g.A.-Birnensorten aus der Emilia-Romagna nicht nur ein Qualitätsprodukt wählen, sondern auch die Erzeuger unterstützen, die in der Region rund 15.000 Menschen direkt oder indirekt beschäftigten, heißt es aus der Emilia-Romagna.
Europäische Ernte ist wechselhaft
Europaweit gehen die auf der Prognosfruit veröffentlichten Schätzungen von einem Rückgang von 12,9 % auf 1.745.632 t aus. Neben dem Minus in Italien ist auch Frankreich mit -28,6 % bzw. geschätzten 105.000 t am Schwächeln, die Niederlande rechnen mit einem Rückgang von 3,1 % auf 341.000 t. Spanien geht von einem normalen Jahr aus und gibt ca. 296.000 t an. Im Plus hingegen Portugal mit knapp 140.000 t (+4 %) sowie Polen mit +5 % gegenüber 2022 auf 100.000 t. Deutliches Wachstum wird in Belgien erwartet: Mit 412.000 t liegt das Land 20 % über dem Vorjahr und übernimmt die Führung der europäischen Birnenproduktion.