Foto: Bio Company GmbH

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Was passiert, wenn Verbraucher selbst über den Preis von nachhaltig und fair produzierten Produkten entscheiden dürfen, ohne den tatsächlichen Wert zu kennen? Nicht allzu viel Gutes, wie der Bio-Supermarkt Bio Company im Rahmen des Sozialexperiments 'Zahl, was es dir wert ist' in Berlin feststellen musste. Wie der Markt mitteilte, schätzten 62 % der Kunden den Preis für ihren Einkauf nämlich zu niedrig ein.

Das Experiment ist Teil der Kampagne „Kauf weniger“, mit der das Berliner Unternehmen zu weniger Konsum aufruft. Statt den Betrag vom Kassierer genannt zu bekommen, wurde ihnen Ende September an einem Tag die Frage gestellt: 'Was ist Dir dein Einkauf wert?'. 132 von insgesamt 347 Kunden nutzten die Kasse, an der sie den Preis für ihren Einkauf selbst bestimmen konnten. 29 % dieser Kunden zahlten mehr, 9 % nannten einen Betrag, der in etwa mit dem tatsächlichen Warenwert übereinstimmt. Die Mehrzahl (62 %) zahlte jedoch einen zu niedrigen Betrag. Die Preisabweichung bei allen Einkäufen liegt bei insgesamt -20 %.
Aber warum ist das so? Haben die Kunden unwissend weniger gezahlt als die Produkte wirklich wert sind? Oder wurde die Chance eines günstigen Einkaufs genutzt? Georg Kaiser, Geschäftsführer Bio Company, sieht hier eine grundsätzliche Problematik: 'In Zeiten von hartem Preiskampf und Dumpingpreisen für Lebensmittel & Co. ist es nicht verwunderlich, dass die Kunden das Gefühl für eine faire Preisgestaltung verlieren. Einen Liter Kuhmilch für unter 80 Cent gibt es in der Tat zu kaufen, aber eben nicht bei uns. Es ist wichtig, dass die Kunden die gesamte Wertschöpfungskette würdigen können. Der Lebensmitteleinzelhandel muss gemeinsam mit allen Multiplikatoren daran arbeiten, dass Waren wieder einen realistischen Preis bekommen - von dem alle, auch die Erzeuger, leben können und weder Mensch noch Tier und Umwelt leiden müssen.'