Zum zweiten Mal in Folge gibt es ein leichtes Plus bei den Exporten. Das mag beruhigen, darf es aber nicht, wie Dr. Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), betonte.
Denn der Exportwachstum bleibe weiter hinter der globalen Dynamik zurück. „Der gefährliche Mix aus konjunktureller, struktureller und administrativer Krise hat den deutschen Export immer noch fest im Griff. Die Auftragseingänge sind weiterhin niedrig und die Stimmung branchenübergreifend schlecht. Der BGA-Klimaindikator für den Produktionsverbindungshandel belegt dies mit historisch niedrigen 76 Punkten eindeutig. Das erklärt auch die erneut stark gefallenen Importe, die überwiegend aus Vorleistungsgütern für unsere Industrie bestehen. Die Stellschrauben, um unser Modell der international verflochtenen Handelsnation zu retten, liegen dabei klar auf der Hand: Wir brauchen weniger Bürokratie, mehr Vertrauen, wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen, mehr Binnenmarkt und vor allem weniger Belastung“, so Jandura.
„Nach wie vor leidet der deutsche Außenhandel unter der fortschreitenden geoökonomischen Fragmentierung, hohen Standortkosten sowie niedrigen Produktivitätsfortschritten und hartem internationalem Wettbewerb. Die Zahlen lügen nicht. Es ist „fünf vor zwölf“ und es muss nun gehandelt werden. Ich erwarte von der Bundesregierung, konkret von Kanzler Scholz, dass er den auf dem BGA-Unternehmertag am 2. Oktober gemachten Ankündigungen nun umgehend Taten folgen lässt. Nur so kann das Vertrauen zurückkehren“, so Jandura.
Daher fordert der Außenhandelspräsident weiter: „Es braucht klare deutsche Ansagen in Brüssel zu mehr Freihandel. Die deutsche Forderung nach einem EU-Only-Teil in Handelsabkommen geht dabei in die richtige Richtung. Sie muss aber auch unmissverständlich vorgebracht werden. Ein Disput mit europäischen Partnern, wie mit Frankreich, rund um die finalen Verhandlungen zum MERCOSUR-Abkommen darf kein Tabu sein.“
„Wir Groß- und Außenhändler halten das Land am Laufen. Aber wir können nicht mehr: Berichtspflichten ohne Ende, veraltete Infrastruktur, eine Europäische Union, die im globalen Wettbewerb nicht mithalten kann. Wir wollen Handeln für Deutschland – dafür brauchen wir die Freiheit, es auch tun zu können“, appelliert Jandura abschließend.
Den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge sind die deutschen Exporte im August 2024 gegenüber Juli 2024 kalender- und saisonbereinigt um 1,3 % gestiegen und die Importe um 3,4 % gesunken. Damit stiegen die Exporte im Vergleich zum Vorjahresmonat August 2023 um 0,1 %, die Importe sanken um 3,1 %.