Biosiegel_Web_23.jpg

Ökologisch hergestellte Lebensmittel benötigen nach Einschätzung von Prof. Kathrin Zander von der Universität Kassel eine bessere Kommunikation. Die Professorin für Agrar- und Lebensmittelmarketing im Fachbereich Ökologischer Landbau berichtete bei der Podiumsdiskussion „Faire Preise, Mehr Fairness in der Lieferkette“ im Rahmen der Öko-Feldtage, dass die Verbraucher zunehmend belastet seien durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten und darauf reagierten.

So griffen die Konsumenten verstärkt auf Handelsmarken zurück und wechselten vom Supermarkt in den Discounter. Zander sieht deshalb aktuell für den Bio-Sektor eine schwierige Situation gegeben. Gleichwohl müsse die Branche langfristig schauen und versuchen zu vermitteln, warum Bio-Lebensmittel besser seien. Im Schnitt sind Zander zufolge Bio-Lebensmittel um 50 % teurer als konventionell hergestellte. Die Hochschullehrerin betonte auch, dass es nicht „den einen Verbraucher“ gebe. Es existiere eine große Gruppe, die günstig einkaufen wolle, und es gebe eine Gruppe, die aufgeschlossen gegenüber Bio-Produkten sei. Auf diese sollte sich die Bio-Branche konzentrieren, riet Zander. In der Pflicht sieht sie außerdem die Politik, umwelt- und sozialschädliche Praktiken zu besteuern.

Naturland-Geschäftsführer Steffen Reese forderte, dass eine faire Entlohnung alle Aspekte berücksichtigen müsse. Er begrüßte, dass das Lieferkettengesetz zustande gekommen sei. Mit dem Ergebnis zeigte sich Reese aber nicht zufrieden, da nur „angemessene“ Erzeugerpreise gezahlt werden müssten. Darüber hinaus warnte er vor einem Wettbewerb unter den Handelshäuern und führte als Beispiel nachhaltig erzeugte Bananen auf. Hier sei Lidl vorgeprescht und habe nur noch solche Bananen angeboten. Die Kunden seien dann zu Aldi gewechselt und hätten dort ihren gesamten Einkauf erledigt. Lidl habe in der Folge „massive Umsatzeinbußen“ verzeichnet. Der Referent für den Ökolandbau und das Qualitätsmanagement Bio-Eigenmarken der Rewe Group Handel Deutschland, Marcus Wewer, glaubt, dass sich der Bio-Markt auch ohne die Zielvorgaben von 30 % auf nationaler und 25 % auf europäischer Ebene weiterentwickeln wird. Er berichtete von einem stabilen Bio-Umsatz bei der Rewe Group. Aus Wewers Sicht braucht es allerdings nach 20 Jahren eine neue Informationskampagne für das Bio-Siegel. AgE