Die Anuga, globale Leitmesse für Lebensmittel und Getränke, ist vermutlich das, was die FRUIT LOGISTICA für die Obst- und Gemüsebranche ist: unumgänglich. Im zweijährigen Rhythmus versammelt sich daher für fünf diesmal eher sommer- als herbstliche Tage in Köln so ziemlich jedes Unternehmen, das auf die ein oder andere Weise mit der Produktion, Verpackung oder Vermarktung von Getränken und Nahrungsmitteln beschäftigt ist oder gerne wäre.
Rund 140.000 Fachbesucher aus 200 Ländern seien es in diesem Jahr gewesen, berichten die Veranstalter, um Neues von den rund 7.900 Ausstellern aus 118 Ländern zu erfahren. Stolze 94 % der Ausstellenden stammten dabei aus dem Ausland, während es bei den Besuchern 80 % gewesen seien - ein Rekordergebnis, heißt es weiter.
Sustainable Growth als Leitthema
Als Leitthema hatte man für die 2023-er Ausgabe “Sustainable Growth” gewählt und eine “beeindruckende Vielfalt an Ansätzen” präsentiert bekommen, freuten sich die Partner und Veranstalter: „Als weltweit größte Fachmesse für Lebensmittel und Getränke setzt die Anuga 2023 ein wichtiges Zeichen für die Zukunft der Lebensmittelbranche. Damit fördert sie den Dialog sowie die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Organisationen, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, um gemeinsam eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft zu gestalten“, so Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse GmbH. Für Björn Fromm, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) war dieser Leitgedanke “praktisch in jeder Halle zum Greifen nah.”
Bunte Vielfalt an O+G-Anwendungen
Auch, wenn frisches, unverarbeitetes Obst und Gemüse in den Hallen der Anuga eine stark reduzierte Rolle einnahmen, konnte doch ein steigendes Interesse an Produkten festgestellt werden, die dank der im wahrsten Sinne nachwachsenden Rohstoffe erst zu spannenden Ideen wurden − darunter allerlei Feinkost aus eingelegtem oder (halb-)getrocknetem Gemüse, Kräutern, Nüssen oder Oliven. Natürlich waren insbesondere Tomaten ein wichtiges Thema, das international Beachtung fand, sei es als Rohware, wo Stände aus der Türkei deutlich ins Auge fielen, sei es als bereits eingelegte Ware, wie sie u.a. das sizilianische Unternehmen Pomup präsentierte. “Unsere Tomaten werden nicht pasteurisiert und nur mit Oregano, Salz und Knoblauch in Pflanzenöl eingelegt”, so Lucia Amore, die Frau mit dem vermutlich schönsten Nachnamen der Messe. So beliefere man u.a. Frischetheken im LEH, gab sie an. Weitere Einsatzbereiche für O+G fanden sich bei Apfel- und Fruchtessigen, darunter Aceto Milano srl, aber auch bei innovativen Kombinationen mit der Trendfrucht Avocado: Das mexikanische Unternehmen Freshcourt präsentierte neben scharfen Varianten auch ein lockeres Mousse mit Kokos und Blaubeeren, das nicht nur als gesundes Dessert, sondern auch in der Frühstücksbowl eine gute Figur mache, berichtete Magdalena Dávalos, die für den internationalen Handel im Unternehmen zuständig ist.
Innovativer Geschmacksmix
Einen etwas ungewöhnlicheren Mix gab es auch bei Greenyard, wo Gemüse neben bekannten Früchten als Eiszutat diente und für spannende Kombinationen wie Mango-Maracuja-Fenchel oder Erdbeer-Blaubeer-Rote Bete sorgte, die Export Sales Manager Nick Van Brabandt vorstellte. Auch in Deutschland sollen die Eissorten bald verfügbar sein. Vielleicht werden dafür auch eines Tages westkanadische Hochbusch-Blaubeeren eingesetzt? Zumindest seien die Früchte mit ihrer kleineren Größe und der dünnen Schale bestens für die Verarbeitung geeignet, so Deborah Payne vom British Columbia Blueberry Council, und gibt mir, nachdem sie mir die verfügbaren Varianten von frisch bis flüssig vorstellt, auch einen Tipp: Als Blueberry Pickles, also eingelegt, seien die Früchte in Asien im Trend. À propos Trend − Preise haben gemüsebasierte Ideen auf der diesjährigen Anuga ebenfalls abgeräumt: Dare Foods Limited gehörte mit ihren “Veggie Crisps” in der Kategorie Bread & Bakery zu den Gewinnern des “Anuga taste” Awards der besten Innovationen 2023, erzählten mir Sarah Lajimi und Will Stenason von der kanadischen Firma stolz. Verwendet würde dafür jede Menge Gemüse, etwa Erbsen, Kartoffeln oder auch Tomaten. Bei Pasta waren ebenfalls neue Varianten zu entdecken, in denen neben Hülsenfrüchten nun z.B. auch Blumenkohl eine Rolle in der Zutatenliste spielten. Auch pflanzliche Proteine in Form der rasant wachsenden Fleischalternativen waren zahlreich vertreten und luden die Besucher zum Probieren der ein. Noch etwas “naturnäher” waren da Fructus Meran, die an ihrem Stand ihr Angebot an Apfel-Erzeugnissen präsentierten, darunter Kompott oder frisch geschnittene Früchte. Von der Messe waren Philip Theiner und sein Team durchweg überzeugt, sie hätten zahlreiche Besucher und viel Interesse an ihrem Angebot wahrgenommen, erzählte er. Völlig unverarbeitet verkaufe sie am besten, berichtete Monika Skrzypczak vom spanischen Unternehmen Almendras de la Mancha: “Von unseren naturbelassenen Mandeln verarbeiten wir täglich bis zu 120 t, pro Jahr sind es 50.000 t Mandeln in Schale, die wir zu blanchierten, gestiftelten oder gehackten Mandeln weiterverarbeiten”, gab sie an.
Hier noch einige kleine Einblicke meines leider nur dreistündigen Rundgangs. Die nächste Anuga findet vom 4. bis 8. Oktober 2025 statt − und ich freue mich jetzt schon, zu sehen, auf welche spannenden Weisen Obst und Gemüse dann Einzug in die Regale der Lebensmittelabteilungen halten sollen.
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