Nach Berechnungen der jüngsten Allianz Trade Studie stehen 2022 deutliche Preissprünge für Lebensmittel ins Haus. Diese sind 2021 zwar bereits leicht gestiegen, bilden aber längst nicht die tatsächlichen Entwicklungen auf Herstellerseite ab.
„Verbraucher müssen für Lebensmittel 2022 voraussichtlich deutlich tiefer in die Tasche greifen“, sagt Aurélien Duthoit, Senior Volkswirt und Branchenexperte bei Allianz Trade. „Die Preise im LEH sind weit davon entfernt, den tatsächlichen Preisanstieg bei Lebensmitteln in den vergangenen 18 Monaten widerzuspiegeln. Das Schlimmste kommt auf die Haushalte also erst noch zu. In Deutschland dürften die Preise im LEH 2022 um mehr als 10 % anziehen. Umgerechnet sind das durchschnittlich 250 Euro Mehrkosten im Jahr – pro Kopf. Und das zusätzlich zu den massiven Preissteigerungen in anderen Bereichen des täglichen Lebens.“
Die Hersteller von Lebensmitteln und Getränken in der Eurozone haben ihre Preise seit Anfang 2021 bereits um durchschnittlich +14 % (Deutschland: 16,6 %) erhöht. Im Gegensatz dazu wurden die Preise im Lebensmitteleinzelhandel nur um bescheidene +6 % (Deutschland: 6,6 %) nach oben angepasst. Lebensmitteleinzelhändler haben also noch nicht einmal die Hälfte der höheren Erzeugerpreise auf die Preise im Lebensmitteleinzelhandel umgelegt. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich Einzelhandelspreise im Großen und Ganzen an die Erzeugerpreise anpassen, wenn auch mit einer gewissen Verzögerung“, sagt Duthoit. „Die hohe Inflation und der nach der Pandemie verzeichnete Absatzrückgang bei Lebensmitteln in den Geschäften setzen die Rentabilität im Lebensmitteleinzelhandel unter Druck. Insofern dürften die Preissteigerungen zeitnah und in hohem Maße auf die Verbraucherpreise durchschlagen.“
Allianz Trade schätzt, dass die Lebensmitteleinzelhändler rund 75 % ihrer Mehrkosten an die Verbraucher weitergeben dürften. Das ergibt eine Preissteigerung von 10,7 % in Deutschland. Jeder Verbraucher zahlt dadurch durchschnittlich 254 Euro mehr für den gleichen Warenkorb als noch im Vorjahr. Für einen Zwei-Personenhaushalt sind es entsprechend über 500 Euro mehr.
Damit fallen die Preissteigerungen in Deutschland deutlich höher aus bei den europäischen Nachbarn. Im europäischen Durchschnitt fallen 243 Euro mehr an pro Verbraucher, die geringsten Preissprünge dürfte es dabei in Polen (+152 Euro) und Spanien (+200 Euro) geben. Bei einer vollen Weitergabe der Mehrkosten, würden Verbraucher noch tiefer in die Tasche greifen müssen: Dann wären 2022 Preissteigerungen um fast 15 % fällig im Vergleich zu 2021 oder umgerechnet rund 350 Euro.